Wien - In der Wiener Innenstadt kommen zwei repräsentative Bürohäuser auf den Markt, eines demnächst, eines wird erst entwickelt: Noch-Eigentümer der beiden Gebäude sind die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), die noch weitere Büroimmobilien in dieser noblen Gegend rund um die Wiener Staatsoper halten, berichtet die Tageszeitung "Die Presse" in der Freitag-Ausgabe. Bereits in der Vergangenheit hatte Ex-Porr-Manager und ÖBB-Chef Martin Huber gemeint, künftig verstärkt ins Immobiliengeschäft einsteigen zu wollen.

Für die Friedrichstraße 4, ein Palais mit 11.000 Quadratmetern Nutzfläche, suche man einen Projektentwickler. Mindestverkaufspreis: 26 Mio. Euro, heißt es. Das Haus in der Elisabethstraße 9 solle bereits entwickelt und "fondstauglich" vermietet sein, wenn es auf den Markt komme.

Ursprünglich hatte die ÖBB allein in Wien 23 Büro-Standorte. "Das ist historisch so gewachsen", sagt ÖBB-Immobilien-Chefin Michaela Steinacker. Effizient ließe sich an den versprengten Standorten nicht arbeiten. Künftig sollen demnach in Wien alle ÖBB-Büros an vier Standorten konzentriert sein: Hauptbahnhof (Südbahnhof), Westbahnhof, Praterstern und Erdberger Lände. Bis diese Projekte fertig sind, logieren die ÖBB-Büros im Twin Tower und im IZD-Tower und zahlen Miete.

Sukzessive werde die Bahn nicht nur Bürogebäude auf den Markt werfen: Insgesamt gehören den ÖBB 200 Mio.. Quadratmeter Liegenschaftsfläche. Aufgabe der im Vorjahr gegründeten Immobiliengesellschaft sei es, den Bestand zu durchforsten und die nicht betriebsnotwendigen Liegenschaften einer optimalen Nutzung zuzuführen. 50 Mill. Quadratmeter gelten als verwertbar. "Das wird sich in meiner Lebenszeit nicht mehr ausgehen", sagt die 44-jährige Steinacker. Zehn Mio. Quadratmeter habe man sich "genauer angeschaut", 1,7 Mio. Quadratmeter seien in Projektentwicklung und sollen als Baugründe verkauft werden.

Bahnwärterhäuschen

Von den mehr als 6.000 Gebäuden ließen sich einige jedoch nicht verkaufen. Viele Bahnwärterhäuschen seien rechtlich mit der Liegenschaft verbunden und können nicht einzeln verkauft werden. "Solche Objekte lassen sich aber vermieten", sagt Steinacker. Auch für aufgelassene Bahnhöfe finden sich bisweilen Liebhaber. Viele Liegenschaften, die die ÖBB nicht mehr benötigen, sollen auch gar nicht verkauft werden. Oft lässt sich durch Projektentwicklung oder Miete mehr erzielen. Im Vorjahr haben die ÖBB durch Immobilienverkauf (Liegenschaften am Frachtenbahnhof in Linz sowie in Wien Mitte) 70,8 Mio. Euro und durch Vermietung 152,6 Mio. Euro Einnahmen erzielt. Heuer sollen die Verkaufserlöse dem Bericht zu Folge mindestens 50 Mio. Euro betragen. Das Geld komme dem Eigentümer ÖBB zugute.

Die Immobiliengesellschaft finanziere sich durch Makler-, Bauträger- und Projektentwickler-Dienstleistungen _ und hat Großes vor: Eine Mrd. Euro soll in den nächsten Jahren in die Bahnhofs-Initiative fließen. Auf dem Areal des Südbahnhofs soll ein "Hauptbahnhof" entstehen _ mit 130.000 Quadratmetern Bahnhofscity, 600.000 Quadratmetern Bürocity und 5000 Wohnungen. Auch Westbahnhof, Bahnhof Wien Nord und andere Bahnhöfe werden _ teils mit privaten Partnern _ zu modernen Stadtteilen entwickelt. Die Finanzierungsstrategie: "Wir verkaufen einen Teil des Projekts und behalten einen anderen", sagt Steinacker.

Die Auswahl der Mieter will man nicht dem Zufall überlassen. Steinacker schweben "themenbezogene Immobilien" vor. So könnten den Bahnhöfen künftig Gesundheitszentren angeschlossen werden. Dann könne man rund um die Uhr einen Zahnarzt oder Masseur aufsuchen, meint Steinacker. (APA)