Molto bombastico:

Liefe die Präsentation eines Alfa anders ab, man müsste an der Italianitá der Marke zweifeln. Schließlich heißt hier ja auch jeder Revierinspektor gleich Maresciallo.

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"Bei der Technik

suchten wir nur das Beste vom Besten." - "Cuori sportivi: Wir haben natürlich die passenden Motoren." - "Der Spider ist die Quintessenz der Marke." So und ähnlich tönte es bei der Pressevorstellung des neuen Spider auf Sizilien.

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Es sei

dabei übrigens auch gleich von einem kollektiven Phänomen berichtet: Bereits beim ersten Blick auf die Neuauflage der Italo-Roadster-Legende bekamen die versammelten Journalisten einen Schweißausbruch. Das lag aber, zugegeben, auch an den 40 Krügerl im Schatten.

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Andererseits:

Das Thema Emotionen beherrscht Alfa wie kaum eine andere Autofirma. Speziell seit dem 156er ist praktisch jeder neue Alfa ein Genuss für die Sinne. Interessant ist dabei aber auch ein Wahrnehmungsphänomen: Der Name der italienischen Kultmarke ist derart stark, dass man meint, es müssten jährlich mindestens eine halbe Million Alfas verkauft werden. Weit gefehlt: 142.000 waren es im Vorjahr gerade mal.

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Hinter

diesem Auto stehen 40 Jahre Spider-Geschichte, neben ihm drastischer Kostenzwang (weshalb es Plattform und viel Technik mit 159 & Brera teilt), vor ihm eventuell eine goldene Zukunft, weil Alfa sich damit wieder auf den US-Markt wagen will. "Anfang 2010 scheint realistisch", gibt man sich vorsichtig. Aber: "Wir haben dort mit dem Spider immer noch einen guten Ruf." Siehe auch Dustin Hoffman in "Reifeprüfung".

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Vor jenem Spider,

den wir pilotierten, lagen aber zunächst einmal die kurvigen Bergstraßen Siziliens westlich von Palermo, jene Ecke, die ganz früher einmal karthagische Provinz war, bevor sie an die Römer verloren ging (seither hat hier vermutlich keiner mehr sauber gemacht).

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Szenen

einer Annäherung: Schweißausbruch. Einsteigen. Schlüssel in Schlitz und Startknopferl drücken. Entzückt dem Sound des 3,2 V6 lauschen. Mit weiter wachsender Verzückung Testroute absolvieren. La dolce vita mit la dolce Spider.

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Nein, Schmäh ohne:

Das Auto ist nicht nur optisch gut in Form, sondern auch motorisch. Schon mit dem 2,2 JTS (185 PS, Frontantrieb) ist man alles andere als untermotorisiert. Ein echter Athlet ist aber der V6 (260 PS), den's vernünftigerweise nur mit Permanent-Allrad Q4 gibt.

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Ein sehr

elastischer Motor mit supersonorem Gänsehaut-Sound im Drehzahlkeller, bei dem einem auch bei hohen Touren nicht fad wird. Überhaupt verwöhnt Alfa den Fahrer: Die Mittelkonsole beugt sich ergonomisch rüber, so was gereichte früher vor allem BMW zur Ehre.

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Die Lenkung

ist recht direkt, das Fahrwerk sportlich-komfortabel - alles in allem aber weit weg von der zugreifend brutalen Direktheit eines BMW Z4. Das verlangt aber auch keiner. Der derzeit womöglich schönste Po der Autowelt beherbergt nicht nur - separat - das Dach, sondern auch einen recht anständigen Kofferraum: 253 Liter.

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Irgendwann

entspann sich dann noch dieser Dialog zwischen den zwei testenden Insassen: "Schau' ma mal beim Benzinverbrauch nach?" – "Nein, lieber nicht." Wir schauten doch. 18,9 l/100 km, meinte der Bordcomputer. Drei Liter davon, schätzen wir, waren insasseninduziert: Klimaanlage. Ein Lebensretter. (Andreas Stockinger, AUTOMOBIL, 30.6.2006)

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Alfa Romeo

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