Die Atempause vor der Konferenz der G-8 erlaubt eine Zwischenbilanz: Die Welt funktioniert immer noch bilateral, daher mussten die unilateral gut gelaunten Amerikaner ausscheiden. Der Iran kooperierte und ging zur Erleichterung der Welt gleich mit.

Die Engländer lebten ihre Großmachtfantasien zu Hause aus, im Ausland zerschellten sie an der Wirklichkeit, was bis heute nur die Engländer, treu ihrer Geschichte, nicht einsehen. Die Dritte Welt inklusive Polen und Afrika darf weiterhin den Großen billige Ressourcen liefern und zusehen, nur Ecuador machte auf sich aufmerksam, das von Korruption, konzertierter Ausbeutung und Armut gebeutelte Land kann jede Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit brauchen.

Die Niederländer und Schweden waren nicht Ghana. Paraguay und Costa Rica scheiterten an ihrer Scheu, rücksichtslos wie Italiener oder besessen wie Franzosen zu sein.

Die Deutschen haben nun zur Angriffsbewegung sogar eine Gemütsbewegung, zum zweiten Mal nach 1954, damals wurden sie Weltmeister. Diesmal feiern sie prophylaktisch, wer weiß, ob der nächste Tag nicht wieder die Verlagerung der Arbeitsplätze nach Brasilien und Argentinien bringt?

Die Weltordnung ist labil bis zur Verspieltheit, nur das Problem mit Deutschland scheinen wenigstens die Deutschen vorübergehend gelöst zu haben.

Alles freut sich, mehr über den Event als über die Heimat. Wenn eine Botschaft bleibt, dann die Auflösung des herkömmlichen, miefigen Heimatgefühls zugunsten des kommerziell verwertbaren La-Ola-Gemeinschaftsgefühls. Und all die lachhaften Figuren mit ihren Fanschals auf Wahlkampf sind auch eventmäßig Ewiggestrige. (Johann Skocek - DER STANDARD PRINTAUSGABE 30.6. 2006)