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Lorenzo Da Ponte

Foto: APA/ JUEDISCHES MUSEUM WIEN
Wien – Lorenzo Da Ponte, Mozarts Librettist der Opern Le nozze di Figaro, Don Giovanni und Così fan tutte, verfügte in den 1780er-Jahren über erheblichen Einfluss auf die Wiener Theaterszene. Bei Kaiser Joseph II. hatte er ohnehin einen Stein im Brett; seine Präsenz erhöhte sich noch, als er sich mit der Operndiva La Ferrarese zusammentat, mit der er eine Zeit lang die Spielpläne fast vollkommen beherrschte.

Eine kuriose Frucht dieser Allianz hat man nun beim Klangbogen für eine halbszenische Aufführung ausgegraben: L'ape musicale (Die musikalische Biene), für die Da Ponte Arien und Ensembles verschiedener Komponisten zusammengetragen und neu getextet hat. Sein Libretto erzählt selbst wiederum die Entstehung eines solchen Pasticcios und ist gespickt mit ironischen Anspielungen auf Sängereitelkeiten, Primadonnenallüren und Theaterkabalen.

So weit, so interessant, zumal sich damit Gelegenheit bot, vergessene Musik von Mozart-Zeitgenossen wie Paisiello, Cimarosa oder Martín y Soler kennen zu lernen. Doch wie kann man das Sammelsurium von Opernmelodien, die das Publikum von 1789 wohl mit Amüsement wiedererkannte, heute schmackhaft machen? Im Theater an der Wien hatte man sich entschlossen, den Dichter selbst auf die Bühne zu bringen und die Geschichte teils erzählen, teils an ihr teilhaben zu lassen, was Andrea Jonasson mit wallendem weißem Haar, italianisierendem Akzent und sichtlicher Freude tat.

Gaudium Pädagogik

Auch wenn sich der Autor der neuen Zwischentexte, Michael Kraus, auf einer Gratwanderung zwischen Museumspädagogik und Pointenjagd bewegte, herrschte allgemeines Gaudium im Stile einer Volksbelustigung wie weiland in den Wiener Vorstadttheatern, wo man sich auch mit Improvisationen über etwaige Konfusionen hinweghalf.

Ähnliches taten die Sänger Arpiné Rahdjian, Valentina Farcas, Nina Bernsteiner, Lawrence Brownlee, Boaz Daniel und Maurizio Muraro, die mit den unbekannten Stücken unterschiedlich souverän umgingen. Einziger völlig zuverlässiger Ruhepol war Bertrand de Billy, der das RSO Wien pointiert leitete – in einer bemühten Geschichtsstunde, die immerhin die Einsicht brachte, dass eine der wirkungsvollsten Arien von Salieri stammte. (Daniel Ender/ DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.6.2006)