Am 1. Juli feiern NGOs, Asylwerber/-innen und eine interessierte Öffentlichkeit die Gründung des Vereins "Researchers without Borders" bei einem Straßenfest vor der Karlskirche. Dort haben hoch qualifizierte Asylwerber/innen und Flüchtlinge in einem Container im Rahmen der Wissenschaftsausstellung "die wahr/falsch inc." Raum gefunden. Die Idee zur Gründung des Vereins entstand im Zuge der Ausstellungskonzeption.

Hintergrund

Mit Wissensgesellschaft verbindet man meist Forscher/innen, die um den Globus reisen, um Vorträge zu halten. Manche Wissenschafter/innen reisen jedoch unter prekären Umständen: Sie fliehen vor Krieg und existenzieller Not, vor politischer Verfolgung und Rassismus. Einige von ihnen befinden sich als Asylwerber/innen oder Flüchtlinge auch in Österreich. Durch das Arbeitsverbot während des Asylverfahren bleibt wissenschaftliche und andere hoch qualifizierte Arbeit, die ganz wesentlich auf kontinuierlicher Weiterbildung und dem Austausch mit Fachkolleg/-innen basiert, ungenutzt und verkümmert im Exil.

Neben den Belastungen durch das Asylverfahren und das Flüchtlingsdasein (Neu-Orientierung, Sprachbarrieren, mangelnde Erfahrung am österreichischen Arbeitsmarkt, Sich-Fremd-Fühlen etc.) bedeutet die oft jahrelange Unterbrechung des Zugangs zum eigenen Fachbereich und der wissenschaftlichen Community zusätzlich soziale und berufliche Isolation. Einmal vom Forschungsfeld abgeschnitten, schaffen es die wenigsten, sich wieder als Wissenschafter/-innen zu etablieren.

Bislang existierte keine Beratung und Unterstützung für hoch qualifizierte Asylwerber/- innen und anerkannte Flüchtlinge. So liegen wissenschaftliche Forschung, Qualifikationen und spezifische Berufserfahrungen im Asylabseits brach und bleiben auch ungenützt für die Gesellschaft.

Anerkennung

Hinzu kommt, dass viele ausländische Diplome und Studienabschlüsse in Österreich nicht anerkannt werden. So finden sich Akademiker/-innen oftmals bei Hilfstätigkeiten wieder, um überhaupt arbeiten und sich und ihre Familien versorgen zu können. Im Rahmen des neu gegründeten Vereins ist es möglich als Mitglied der "Researchers without Borders" die Weiterführung der Forschungsarbeiten und damit die Etablierung der Forscher/-innen und Forscher in Österreich zu unterstützen.

Vereinsziel

Ein Ziel des Vereins ist es, Bewusstsein für die Situation hoch qualifizierter Asylwerber/innen und Flüchtlinge zu schaffen und in Folge dessen externes und internes Lobbying in der österreichischen Forschungslandschaft und den relevanten Institutionen zu betreiben, um die Integration von hoch qualifizierten Wissenschafter/innen in die österreichische Scientific Community und den Arbeitsmarkt zu fördern. Weiters sollen Asylwerbenden bzw. Flüchtlingen Praktika in entsprechenden Institutionen vermittelt werden. Auch wissenschaftliche Einzelprojekte werden unterstützt. Ziel ist auch, einen offenen Raum für den gegenseitigen Erfahrungsaustausch von Betroffenen zu schaffen. (red)