Vor der Sondersitzung des Natinalrats über den ORF trat Donnerstag jene "Gruppe" erstmals zusammen, die Vorwürfe gegen ORF-Chefredakteur Werner Mück untersuchen soll – von Manipulation bis Frauenfeindlichkeit.

Gleich zum Auftakt ließ die Kommission den bürgerlichen Chef des Zentralbetriebsrates und deklarierten Mück-Fan Heinz Fiedler abblitzen. Wie berichtet, hatte ihn die Generaldirektorin aufgefordert, einen Vertreter in die "Gruppe" zu entsenden. Als ersten nannte Fiedler Mück-Stellvertreter Roland Schmidl, was die übrigen Personalvertreter ablehnten. Lindner entsprach ihren Forderungen, Fiedler konnte Befangenheit Schmidls nachvollziehen. Auf einen Vertreter mochte er freilich nicht verzichten und nominierte einen anderen Vertrauten.

Oberhammer als Vorsitzender

Doch auch den nahm die Kommission Donnerstag nicht auf: Es bleibt bei drei Mück-kritischen Personalvertretern und drei Vertretern der Geschäftsführung, die Hälfte Frauen. Dazu Ex-Generalintendant Otto Oberhammer als Vorsitzender. Ein Affront für den Betriebsratschef und Lindner-Einflüsterer Fiedler.

Geschäftsordnung der Kommission im Intranet

Der ORF veröffentlichte die Geschäftsordnung der Kommission im Intranet: Ist ein Mitglied der Kommission in einem Thema befangen, nimmt es an dessen Untersuchung nicht teil und muss seine Stimme einem anderen Mitglied delegieren. Das könnte zum Beispiel bei Personalchef Wolfgang Buchner der Fall sein, wenn die Gruppe die Causa ORF-Büro Peking untersucht.

Buchner spielte laut Zeugen eine Rolle, als der ORF erst Helmut Opletal zum Korrespondenten bestellte, ihn dann aber bis zum Verzicht mobbte. Im Intranet forderte die Kommission ORF-Mitarbeiter auf, Mitgliedern Beobachtungen per Mail an zu melden.

Der ORF-Stiftungsrat trug der Gruppe auf, diese Vorwürfe zu untersuchen: "kolportierte frauenfeindliche und herabwürdigende Äußerungen gegenüber MitarbeiterInnen", "die 'Bedrohung' von MitarbeiterInnen mit 'Karriereauswirkungen'", "behauptete Manipulation der Berichterstattung" und "Verstöße gegen das Redakteursstatut". Ende Juli soll die Kommission Ergebnisse liefern. (fid/DER STANDARD, Printausgabe, 30.6.2006)