Wien - Ohne Medikamente aus Blutplasma hätten viele meiner Patienten nicht überlebt", sagt Unfallchirurg Georg Kukla bei einer Veranstaltung anlässlich der Einführung der Plasmaspende vor 40 Jahren. Als Mitte der Sechziger in Österreich - zeitgleich mit den USA - die weltweit ersten Spenden von Plasma (der zellfreien Blutflüssigkeit) durchgeführt wurden, war es endlich möglich, ein wirksames und verträgliches Präparat zur Behandlung des Wundstarrkrampfes (Tetanus) herzustellen.

Österreich schreibt Geschichte

Zuvor waren daran laut Aussendung des Gesundheitsministeriums jährlich 100 bis 200 Patienten erkrankt, sehr viele davon starben. Mit der Einführung und Weiterentwicklung der Plasmaspende habe Österreich Medizingeschichte geschrieben. In den folgenden Jahrzehnten gelang es, die Eigenschaften der im Plasma enthaltenen Proteine für eine Vielzahl lebensrettender Medikamente zu nutzen.

In der Folge ist in Österreich eine Plasma verarbeitende Industrie entstanden, deren Kapazität von mehr als drei Millionen Litern Plasma weltweit nur von den USA (rund zehn Millionen Liter) übertroffen wird. Heute beschäftigen die zwei Unternehmen Baxter und Octapharma in Österreich mehr als 3.500 Mitarbeiter in diesem Bereich. Zahlreiche innovative Präparate wurden und werden in Österreich entwickelt.

Spendenfreudige Österreicher

Heute wird die Plasmaspende in Graz, Innsbruck, Retz, Salzburg, Wels, Wien und Wiener Neustadt durchgeführt. Fanden 2000 in Österreich rund 242.000 Plasmaspenden statt (entspricht 180.000 Litern), waren es 2005 über 300.000 (rund 233.000 Liter). "Im Vorjahr haben somit täglich rund 1.000 Österreicher Plasma gespendet - das ist einmalig im europäischen Vergleich", sagte Rudolf Meixner, Vorsitzender der IG Plasma.

Ohne Plasma kein Leben

Manche Patienten sind ihr Leben lang auf Arzneimittel aus Plasma angewiesen. So leiden beispielsweise rund 1.500 Menschen in Österreich an einem angeborenen Immundefekt. Wie Hermann Wolf von der Immunologischen Tagesklinik in Wien berichtet, bildet das Immunsystem bei einem Großteil dieser Patienten keine Antikörper (Immunglobuline) zur Abwehr von Krankheitserregern. Die Folge dieses Mangels: Ungewöhnlich häufige und teilweise lebensbedrohliche Infektionen. "Mit Immunglobulinen aus dem Plasma von gesunden Menschen können meine Patienten ein Leben ohne ständig wiederkehrende Infektionen führen", erklärt Wolf. (APA)