Wien - Der österreichische Telekommarkt ist im Vorjahr nur um 2,7 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro Umsatz gewachsen. Im Jahr davor waren es noch sechs Prozent gewesen. Wachstumstreiber waren Mobilfunk und Breitband-Internet, während die Festnetzumsätze weiter zurückgingen. Auch 2006 sei mit einer ähnlichen Entwicklung zu rechnen, sagte Georg Serentschy, Geschäftsführer der Telekomregulierungebehörde RTR, am Mittwoch bei Vorlage des Telekommunikationsberichts 2005 am Mittwoch.

Das Besondere an der Entwicklung im Vorjahr: Nach Jahren des Wachstums stagnierten die Endkundenumsätze im Mobilfunkmarkt erstmals. Schuld daran sei der scharfe Preiskampf. Um zwei Prozent auf 3,7 Mrd. Euro zulegen konnte der Handymarkt laut Serentschy nur durch eine Steigerung der Großhandelsumsätze; die Verbraucherumsätze stagnierten bei 2,7 Mrd. Euro, während Großkundenumsätze (inklusive Betreibergeschäft und Roaming) um sechs Prozent auf 1,05 Mrd. Euro oder 28 Prozent der Gesamtumsätze stiegen. Elf Prozent des mobilen Endkundenumsatzes entfielen auf Datendienste.

Die Festnetzumsätze schrumpften um 4,9 Prozent auf 1,6 Mrd. Euro, was vom Breitband-Internet nicht egalisiert werden konnte, obwohl dessen Umsätze um 22 Prozent auf 440 Mio. Euro stiegen. Ein Grund dafür: Auch das Geschäft mit den Mietleitungen stagnierte bei 102 Mio. Euro.

Serentschy erneuerte seine Kritik an den Plänen der EU-Kommission, die Roamingtarife massiv zu senken und Passivroaming zu streichen. Das wäre ein "extrem starker Eingriff"ins operative Geschäft - vor allem im Tourismusland Österreich, wo Betreiber rund 15 bis 20 Prozent des Umsatzes mit Roaming lukriere. Es sei zu befürchten, dass dann die Inlandstarife steigen und nach einer Konsolidierung weniger Auswahl an Betreibern geben könnte.

Zwei Drittel der Roamingerlöse lukrieren die österreichischen Betreiber derzeit laut Serentschy bei ausländischen Touristen, ein Drittel bei Österreichern, die im Ausland telefonieren. Dem überarbeiteten EU-Verordnungsentwurf zum Roaming, den die EU-Kommission Mitte Juli vorlegen will, müssen noch Rat und EU-Parlament zustimmen. Die Verordnung könnte dann Mitte 2007 in Kraft treten. (APA, ung, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.6.2006)