Es wird ernst. Nur noch acht Mannschaften sind im Rennen. Wenn am Freitag, die deutsche Elf im Viertelfinale auf Argentinien trifft, werden viele Fans auf einen Sieg der Klinsmänner hoffen, manche dafür beten und andere mit gezielten Stichen nachhelfen zu versuchen.

"FooTooKit"heißt ein von der Berliner Agentur Dan Pearlman kreiertes Set für den abergläubischen Fan, das zum Party-Gag in der deutschen Hauptstadt wurde. "Echte Profis, die den Sieg nicht dem Schicksal überlassen wollen", finden darin eine kleine Puppe aus Baumwolle, 34 Länderwappen und vier spitze Nadeln. Eine Gebrauchsanweisung braucht es nicht extra, denn was zu tun ist, liegt auf der Hand: Puppe nehmen, Länderwappen anbringen und fest zustechen.

"Man sagt ja, dass der gegnerische Spieler stolpert, wenn man einer Voodoo-Puppe eine Nadel in den Fuß rammt", sagt Christine Cubasch von Dan Pearlman und verweist darauf, dass Aberglaube im Fußball allgegenwärtig ist. Vor dem Spiel Deutschland gegen Ecuador mutmaßte auch die Bild-Zeitung, dass ein Schamane das Berliner Olympiastadion "verhext"habe, was die Tourismuszentrale von Ecuador prompt sehr entschieden zurückwies. Und der iranische Fußballverband sorgte sich vor der Begegnung mit Mexiko ebenfalls vor schwarzer Magie der Gegner.

Die erste Voodoo-Puppe, die noch in acht Stunden Handarbeit in Berlin gefertigt wurde, hatte die Fahne der Niederländer - des Erzrivalen der Deutschen - auf der baumwollenen Brust. Und wo sind die Niederländer nun? Wieder zu Hause, sie wurden von den Portugiesen besiegt.

Große Besorgnis löste das Set in England aus. "Die Deutschen setzen ihre WM-Hoffnungen auf Voodoo-Puppen", berichtete das auflagenstärkste Boulevard-Blatt Sunempört, worüber man sich bei Dan Pearlman sehr freute. Denn was zunächst als Gag gedacht war, wirft mittlerweile richtig Geld ab.

Kein Beckham

Das in Großbritannien umgehende Gerücht, man habe auch David-Beckham-Puppen im Angebot, weist Cubasch jedoch zurück: Das Voodoo-Püppchen ist streng neutral. Dass sich in der Packung 34 und nicht 32 Länderwappen (so viele wie an der WM teilnehmende Mannschaften) befinden, hat jedoch nichts mit okkulter Zahlenmagie zu tun, sondern mit rechtlichen Überlegungen. Um nicht mit der FIFA Ärger zu bekommen, wurden auch noch die Länderwappen der Türkei und Jamaikas beigelegt. Und Deutschland? Deutschland ist selbstverständlich auch dabei. (Birgit Baumann aus Berlin - DER STANDARD PRINTAUSGABE 29.6. 2006)