Und wieder werden diese ganz speziellen lila Seidenmalerei-Krawatten - oder doch Briefhalter aus zusammengeklebten Kluppen? - von den lieben Kleinen frühmorgens an Papas Bett gebracht. Wenn er da ist. (Oje, typisch Frau! Muss sich ausgerechnet am Vatertag über die Untervaterung der Gesellschaft beklagen!) Frauen haben in den letzten drei Jahrzehnten fast alle Domänen der Männer erobert. Doch jetzt lahmt - so scheint es - der Prozess der Gleichberechtigung in der westlichen Welt ein wenig. Denn Männer haben nicht in annähernd gleichem Ausmaß "weibliche" Arbeit übernommen. Gleichzeitig machen sie die Reihen dicht, um nicht von "Quotenfrauen" überrannt zu werden. Gerade an den heimischen Unis - wo es Bestrebungen gibt, die Zahl der Professorinnen zu erhöhen - sind wachsende Aggressionen gar nicht so alter Männer zu verzeichnen. Dort jedoch, wo Männer gesellschaftlich dringend notwendig wären - beim gesamten Prozess der privaten und öffentlichen Kindererziehung - halten sie sich nobel zurück. Dabei setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass das Fehlen der Männer in der Pädagogik fatale Auswirkungen hat. Es schadet vor allem den Buben, weil ihnen die Identifikationsfiguren fehlen - und festigt auch noch alte Geschlechterrollen. Ohne Männer ist wirkliche Gleichbehandlung letztlich nicht zu erzielen. Das denken mittlerweile auch etliche Feministinnen. Es ist daher kein Zufall, dass bei der UNO-Frauenenquete diese Woche in New York eine Konferenz über "Männer und Männlichkeit" vorgeschlagen wurde. Junge Männer sind in Wirklichkeit weit orientierungsloser als junge Frauen und müssen ihre Rolle neu definieren. Möglicherweise ist es besser, ihnen dabei zu helfen, bevor sie sich aus Unsicherheit ins alte Machogehabe flüchten.