Der Redakteursrat des ORF verwahrt sich gegen die Personalwünsche von Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) für die Führung der Anstalt. Sie "taugen bloß als Beweis dafür, dass manche Politiker offenbar nach wie vor der Meinung sind, der ORF gehöre ihnen", protestieren die Journalistenvertreter. Das sei "nicht weiter überraschend". "Entlarvend" finden sie, wie Pröll seine Forderung begründet, Hörfunkdirektor Kurt Rammerstorfer abzulösen: "Dass im ORF-Radio journalistische Eigenverantwortlichkeit und Unabhängigkeit praktiziert, also das ORF-Gesetz eingehalten wird." Pröll sprach von "Wildwuchs bei Nachrichten und Analysen".

ORF-Sondersitzung

Am Donnerstag Nachmittag, debattiert der Nationalrat in einer Sondersitzung auf Antrag der Grünen die Querelen in der ORF-Information. Grünen-Chef Alexander Van der Bellen unterstrich, dass er Generalin Monika Lindner und TV-Chefredakteur Werner Mück für "ungeeignet" hält. Mit "einer beispiellosen Diffamierungskampagne" sieht sich hingegen Mück nach Kritik von SPÖ-Klubobmann Josef Cap konfrontiert. Den Antrag der Grünen auf geheime Wahl der ORF-Führung unterstützt wie berichtet die SPÖ, BZÖ-Mediensprecher Uwe Scheuch winkt weiter ab. ORF und derStandard.at/ORF übertragen live. Die interne Untersuchung von Vorwürfen gegen Mück beginnt ebenfalls heute.

Michael Grabner als Kandidat für ORF-Spitze kolportiert

Ein kolportierter Kandidat für die ORF-Spitze fehlte im STANDARD-Paninisammelbogen von Mittwoch: Auch den Wiener Michael Grabner, Manager der deutschen Holtzbrinck-Gruppe (Handelsblatt, Die Zeit), sollen höchstrangige ÖVP-Leute angesprochen haben. Grabner, dazu nicht erreichbar, verweist für gewöhnlich bei solchen Fragen auf seinen Vertrag bis August 2008. Der ORF-Generalsjob wird Freitag ausgeschrieben. (fid, prie/DER STANDARD; Printausgabe, 29.6.2006)