Foto: Privat
Wien - Der in Deutschland geborene und zuletzt in Wien beheimatete Kreativitätsforscher Frederick Mayer ist, wie erst jetzt bekannt wurde, am Montag in Wien gestorben. Der Pädagoge arbeitete als Professor in den USA und als Autor zahlreicher Bücher. Mayer war 84 Jahre alt.

Friedens- statt Kriegshelden

Wenn man eine konstruktive Zukunft wolle, müsse man aufhören, sich von Slogans leiten zu lassen. "Ein Mensch kann nicht durch seine Hautfarbe, Nationalität oder Religion definiert werden, er ist einzigartig", betonte Mayer einmal in einem APA-Gespräch die Notwendigkeit der Ablegung von Vorurteilen.

Dem Unterrichtswesen kommt nach Ansicht des Wissenschafters eine besondere Aufgabe bei der Vermittlung von Weltoffenheit und Toleranz zu: "Es wäre verdienstvoll, die Schulbücher, mit denen unsere Kinder groß werden, daraufhin zu überarbeiten, die wirklichen Helden - die Friedenshelden - sichtbar werden zu lassen". Persönlichkeiten wie Napoleon, der gemeint habe, wenn eine Million Menschen auf seinen Feldzügen sterben würden, bedeute dies nichts, "sollten wir aus unserer geistigen Ahnengalerie streichen", sagte Mayer, der für die Einarbeitung eines Weltbürger-Ethos in die Lehrpläne der Schulen eintrat.

Werdegang

Mayer, 1921 in Frankfurt am Main geboren und 1936 in die USA emigriert, galt als einer der renommiertesten Kreativitätsforscher. Er lebte bis zu seinem Tod in Wien. In den USA war er Universitätsprofessor und Sonderberater für das "Center for the Study of Democratic Institutions" in Santa Barbara, Kalifornien. Er schrieb über zwanzig Büchern, die in viele Sprachen übersetzt wurden. Sein Buch "History of Educational Thoughts" wird von zahlreichen Universitäten als Lehrbuch genutzt und hat die moderne internationale Pädagogik wesentlich beeinflusst. 1982 erhielt er das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Wien. (APA)