New York - Die New Yorker Aktienbörse hat am Donnerstag mit einem kräftigen Kurssprung geschlossen. Der Dow Jones Industrial Index kletterte um 217,24 Punkte oder 1,98 Prozent auf 11.190,80 Einheiten. Der S&P-500 Index gewann 26,87 Punkte (plus 2,16 Prozent) auf 1.272,87 Zähler. Der Nasdaq Composite Index erhöhte sich um 62,54 Einheiten oder 2,96 Prozent auf 2.174,38 Zähler.

Tür offen für weitere Zinserhöhungen

Die Fed hatte sich die Tür für weitere Zinserhöhungen offen gelassen, und eine möglicherweise notwendige weitere Straffung von der Konjunkturentwicklung des Landes abhängig gemacht. Laut Analysten hatte die Notenbank damit weitere Zinserhöhungen nicht so eindeutig wie befürchtet signalisiert. Sollte eine Abschwächung der Wirtschaft beobachtet werden, könnte sie möglicherweise eine Pause bei den Zinsanhebungen einlegen.

"Die hohe Kapazitätsauslastung und die Preise von Energie und anderen Rohstoffen haben das Potenzial anhaltenden Inflationsdrucks", hieß es in der Erklärung der US-Notenbank. "Die jüngsten Daten legen nahe, dass das Wirtschaftswachstum sich nach dem starken Tempo Anfang des Jahres gemäßigt hat." Das sei auf den sich abkühlenden Immobilienmarkt und die Folgen der steigenden Zinsen zurückzuführen. Die US-Wirtschaft ist allerdings nach wie vor auf robustem Wachstumskurs. Die nächste Zinssitzung findet am 8. Juli statt.

Risiken

Zwar sollte eine Abkühlung der zuletzt brummenden US-Konjunktur die Inflationsrisiken etwas dämpfen, aber einige Risiken blieben dennoch bestehen - etwa könnten die gestiegenen Ölpreise den Preisdruck erhöhen. Die Währungshüter verwiesen auch auf die zuletzt gestiegene Kerninflation. Die Entscheidung in dem für die Geldpolitik zuständigen Offenmarktausschuss der Fed fiel einstimmig.

Die US-Aktienbörsen reagierten mit Kursgewinnen auf die Zinserhöhung und die Erläuterungen der Fed. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte baute seine Gewinne aus, der Dollar gab nach. Analysten begründeten die Reaktion der Märkte mit der Einschätzung, dass die Fed weitere Zinserhöhungen nicht so eindeutig wie befürchtet signalisierte. "Insgesamt ist der Ton der Erklärung ein wenig zurückhaltender als erwartet", sagte David Mozina von Lehman Brothers in New York. "Wenn die Fed eine Abschwächung der Wirtschaft beobachtet, wird sie wohl eine Pause einlegen." Ob der US-Leitzins mit 5,25 Prozent an seinem Höhepunkt angelangt ist, blieb jedoch unter den Experten auch nach der Fed-Entscheidung umstritten.

Verluste in den vergangenen Wochen

Die Spekulationen über weitere Zinserhöhungen hatten den weltweiten Aktienmärkten in den vergangenen Wochen herbe Verluste beschert. Bei den Investoren griff zuletzt die Furcht um, weiter steigende Zinsen in der weltgrößten Volkswirtschaft könnten das Gewinnwachstum der Unternehmen und die Kauflust der Verbraucher bremsen. Die größte Sorge der Börsianer ist, dass die Wirtschaft an Schwung verliert und die Fed dennoch mit weiteren Zinserhöhungen einen zu starken Preisanstieg bekämpfen muss. Zwar wuchs die US-Wirtschaft Anfang des Jahres mit 5,6 Prozent so stark wie seit mehr als zwei Jahren nicht mehr. Sie dürfte jedoch nach einhelliger Meinung der Volkswirte in diesem Jahr an Tempo verlieren.

Gut unter Kontrolle

Marktteilnehmer und Banker hatten widersprüchliche Aussagen des neuen Notenbankchefs Ben Bernanke in den vergangenen Wochen für Nervosität an den Märkten verantwortlich gemacht. Bernanke hatte die Inflation teils als "gut unter Kontrolle", teils als "unwillkommen" bezeichnet. Die Verbraucherpreise ziehen seit Monaten an, im Mai - ohne die stark schwankungsabhängigen Posten Nahrungsmittel und Energie - um 2,4 Prozent im Zwölf-Monats-Vergleich, nach 2,3 Prozent im April und 2,1 Prozent im März. Bernanke strebt eine Teuerung unterhalb von zwei Prozent an.

Im ersten Quartal legte das Bruttoinlandsprodukt in den USA auf hochgerechneter Jahresrate um 5,6 Prozent zu. Das Wachstum wurde vor allem von den Verbraucherausgaben getragen. Für das zweite Quartal erwarten Volkswirte ein merklich schwächeres Wachstum, weil die Verbraucher angesichts von Rekordbenzinpreisen und steigenden Zinsen weniger Geld ausgeben können. Ökonomen rechnen im zweiten Quartal mit einem Wachstum um drei Prozent auf Jahresbasis. (APA/Reuters/dpa