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Nach den heftigen User-Reaktionen auf unsere Entscheidung, Brasilien als "WM-Außenseiter" zu präsentieren, haben wir diesmal Deutschland ausgewählt.

Das Land im Herzen Europas musste sich als WM-Gastgeber nicht qualifizieren und könnte am Freitag bei einem Sieg gegen den Favoriten Argentinien den Einzug ins Semifinale schaffen.

In der Nationalmannschaft spielen zahlreiche Vertreter der "zweiten Generation", deren Eltern nach Deutschland zugewandert sind.

Foto: APA/dpa/Michael Hanschke/Oliver Hurst

Der Staat ging aus dem "Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation" hervor, das in den napoleonischen Kriegen in zahlreiche Kleinstaaten zerfiel. Nach dem Wiener Kongress (1814-1815) war das Land im Deutschen Bund, einer losen Vereinigung von 38 Staaten unter Führung Österreichs, organisiert.

Zum 1871 ausgerufenen Deutschen Reich gehörten zahlreiche Gebiete, die nicht im "Heiligen Römischen Reich" waren (u. a. West-, und Ostpreußen, das überwiegend polnischsprachige Gebiet Posen sowie Elsass und Lothringen). Auf die Monarchie folgte nach dem Ersten Weltkrieg die Weimarer Republik und dann die Nazi-Diktatur.

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Die deutsche Außenpolitik war nach dem zweiten Weltkrieg von extremer Zurückhaltung geprägt: erst 1999 entsendeten SPD-Kanzler Gerhard Schröder und sein grüner Außenminister Joschka Fischer erstmals deutsche Truppen zu einem Auslandseinsatz gegen Jugoslawien. Am US-geführten Irak-Krieg beteiligte sich Deutschland nur indirekt durch die Bereitstellung von Truppen zum Schutz der US-Luftwaffenbasen und mit Ausbildungsprogrammen für irakische Sicherheitskräfte.

Bild: Fischer mit seiner US-Amtskollegin Madeleine Albright, zerstörtes Wohnhaus im jugoslawischen Aleksinac.

Fotos: APA/EPA/Reuters

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Außerdem stellt die Bundeswehr mit 3000 Mann den Großteil der ISAF-Truppe in Afghanistan. Diese darf allerdings auch bei kriminellen Akten innerhalb der Zivilbevölkerung nur den örtlichen Behörden als zusätzliche Hilfe zur Seite stehen und sich selbst verteidigen.

Der afghanische Wirtschaftsminister Amin Farhan forderte kürzlich die deutschen Soldaten auf, härterer durchzugreifen: "Was bringt es, wenn die Soldaten in den Lagern sind und Patrouillen machen?"

Der ehemalige Verteidigungsminister Peter Struck (Bild) erregte mit seiner Aussage "Die Freiheit Deutschlands wird am Hindukusch verteidigt" erhebliches Aufsehen.

Foto: Reuters/APA/epa

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Die Wirtschaft ist vorwiegend auf den industriellen und Dienstleistungssektor konzentriert. Nur 2–3 Prozent der Beschäftigten sind in der Landwirtschaft tätig. Deutschland ist mit einem Bruttoinlandsprodukt von ca. 2,2 Billionen Euro die drittgrößte Volkswirtschaft und Industrienation sowie die größte Exportnation der Welt.

Deutschland ist das fünftreichste Land der Welt. Seit der Wiedervereinigung ist das Wirtschaftswachstum allerdings kräftig zurückgegangen - die unpopulären Sparmaßnahmen der Regierung Schröder haben daran wenig geändert.

Foto: AP/ Merck

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Insbesondere in Ostdeutschland gibt es zahlreiche Arbeitslose (etwa doppelt so viele wie im Westen). Das nach dem VW–Manager Peter Hartz benannte Reformkonzept "Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt", das Begriffe wie "Minijob" und "Ich-AG" mit sich brachte, löste heftige Proteste, auch unter traditionellen SPD-WählerInnen, aus. Unter der Großen Koalition haben sich die Arbeitslosenzahlen zuletzt verringert, 4,4 Millionen sind jedoch weiter ohne Job.

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Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt: Strategie und Vorschläge der Hartz-Kommission

Foto: Reuters/Manuela Hartling

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Nach verlorenen Landtagswahlen in den Jahren 2004 und 2005 stellte Bundeskanzler Schröder schließlich die Vertrauensfrage mit dem Ziel, diese absichtlich zu verlieren. Daraufhin löste Bundespräsident Horst Köhler (CDU) den Bundestag auf und setzte Neuwahlen für den 18. September 2005 an. Da diese Wahl kein Ergebnis zugunsten eines politischen Lagers ergab und alle Versuche eine Dreiparteienregierung zu bilden scheiterten, einigten sich CDU/CSU und SPD auf Koalitionsverhandlungen, die zur Bildung einer Großen Koalition unter der Kanzlerinnenschaft von Angela Merkel (CDU) führten.

foto: reuters/winkler

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Die Bundesrepublik Deutschland besteht seit der Wiedervereinigung mit der nach dem Zweiten Weltkrieg abgetrennten DDR aus 16 Bundesländern.

Zwischen diesen Provinzen bestehen erhebliche Unterschiede: Während sich im protestantischen Norden mehrere Politiker offen zu ihrer Homosexualität bekennen, verlangt im katholischen Bayern Ministerpräsident Edmund Stoiber härtere Strafen für Gotteslästerung.

foto: apa/dpa/lby/Stefan Jansen

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Während die rechtsextreme NPD im Westen ihre Aufmärsche, deren Genehmigung sie regelmäßig vor Gericht erstreitet, nur unter Polizeischutz durchführen kann ...

Das Bild zeigt eine Antifa-Demo in der Universitätsstadt Göttingen. 5000 TeilnehmerInnen versuchten, den Nazi-Aufmarsch zu verhindern.

Foto: APA/dpa/

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... gibt es im ehemals kommunistischen Osten "national befreite Zonen", in denen man sich als AusländerIn besser nicht blicken lässt.

Foto: Getty Images/Carsten Koall

Österreich-Flucht

In den letzten Jahren wanderten immer mehr Deutsche nach Österreich zu. 2005 betrug der Wanderungssaldo 9.414 Personen. Die Numerus-Clausus-Regelung treibt viele Studierende ins Land: Beim diesjährigen Eignungstest für das Medizinstudium in Wien kamen von den 3.429 BewerberInnen 1.070 aus Deutschland. Bleibt nur zu hoffen, dass vor der EM auch noch ein paar Fußballspieler kommen und die österreichische Staatsbürgerschaft annehmen. (red)

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wikipedia: Deutschland

Foto: APA/dpa/Frank Rumpenhorst

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Live: Argentinien vs. Deutschland auf derStandard.at/Sport

foto: apa/epa/Youri Kochetkov