Rom - Der italienische Ministerpräsident Romano Prodi hat eine groß angelegte Offensive zur Bekämpfung der Steuerhinterziehung angekündigt. "In Italien macht die Steuerhinterziehung sieben Prozent des Bruttoinlandprodukts aus. Dies entspricht den gesamten Ausgaben für die öffentliche Gesundheit. Was sollten wir tun? Die Krankenhäuser schließen, um den Steuerhinterziehern Strafen zu ersparen? Diese hohe Steuerhinterziehung ist mit einer Demokratie unverträglich", sagte Prodi beim Kongress des italienischen Gewerkschaftsverbands UIL am Dienstag in Rom.

Der Kampf gegen die Steuerhinterziehung sei auch wegen des ausufernden Defizits in Italien ein Muss. "Wachstum und soziale Ausgewogenheit sind die Eckpfeiler unseres Wirtschaftsprogramms", sagte Prodi. Er gab zu, dass die Lage der öffentlichen Finanzen gravierend sei. "Das Land braucht Ernsthaftigkeit und Transparenz. In den letzten Jahren hat es zu viele falsche Analysen und Prognosen gegeben, die das Land getäuscht haben", so Prodi.

Der Kampf gegen die Steuerhinterziehung ist eine Priorität für Prodi, der vor einem Monat das Amt des Premierministers übernommen hat. "Wenn wir ein Drittel des Geldes zurückgewinnen, das wegen Steuerhinterziehungen jährlich verloren geht, könnten wir einen Großteil unserer Defizitprobleme lösen", meinte der Regierungschef kürzlich. Er versicherte, dass er auf jegliche Amnestie für Steuersünder verzichten werde. "(Ex-Ministerpräsident Silvio) Berlusconi hat in fünf Jahren 25 verschiedene Amnestien über die Bühne gebracht. Das darf ein modernes Land nicht mehr dulden", so Prodi. (APA)