Fakt ist, dass der Trend zur Großstadtbildung einen effizienteren Umgang mit knappen Ressourcen wie Wasser und Energie ebenso notwendig macht wie neue Verkehrssysteme. Außerdem kumuliert sich das Wirtschaftswachstum in den Metropolen; in Tokio beispielsweise werden bereits jetzt 40 Prozent des japanischen Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet.
Für diese Herausforderungen sieht sich Siemens nach Zukäufen wie US Filter (Wasser), Bonus Energy (Windkraft), Flender (Getriebe), CTI Molecular Imaging und Diagnostic Products (beide Medizintechnik) gut aufgestellt. Mit 5,2 Milliarden Euro oder 6,8 Prozent des Umsatzes an Forschungsausgaben werde man auch Kommendes meistern, schließlich brauchen Länder und Kommunen effiziente Strom- Verkehrs-, Gesundheits- und Abwassersysteme. Sie will Siemens mit maßgeschneiderten Gesamtlösungen beliefern und dabei als führendes Unternehmen "Innovationsprämien kassieren", wie es Kleinfeld formulierte.
Telekom-Trennung als "Riesenchance"
Die Trennung vom milliardenschweren Kerngeschäft Telekom (die Handys wurden bereits an Benq verkauft) sieht Kleinfeld keineswegs als industrielle Bankrotterklärung, wie langgediente Siemensianer kritisieren. Dies sei eine "Riesenchance, in eine tolle Führungsposition zu kommen, einen neuen Titanen zu schaffen". Die Entscheidung, die industrielle Führung Nokia zu überlassen, sei erstens kein Nachteil, denn man habe sich den Zugang zur Technologie ja gesichert, und für Siemens nicht so schwierig gewesen. "Für uns war es eines von 95 Geschäftsfeldern, für Nokia eines von zwei". Ab Jänner 2007 habe der Konzern statt zwölf eben nur mehr zehn Sparten, aber die Organisation des 75-Milliarden-Umsatz-Kolosses sei ohnehin ständig im Wandel.