Laibach - Die slowenische Rüstungsfirma Sistemska tehnika, an der die Steyr Daimler Puch Spezialfahrzeuge (SSF) mit Sitz in Wien-Simmering 17,5 Prozent der Anteile hält, hat zwar das Rennen um einen Rüstungsauftrag der slowenischen Armee im Wert von rund 63 Mrd. Tolar (263 Mio. Euro) verloren, will sich aber noch nicht geschlagen geben. Am Freitag habe Sistemska tehnika Klage gegen den Zuschlag für den finnischen Rüstungsproduzenten Patria eingereicht, berichtete die slowenische Nachrichtenagentur STA.

Das Verteidigungsministerium in Laibach wollte zu der Klage nicht Stellung nehmen, will aber demnächst Detailverhandlungen mit den Finnen beginnen.

64 Radpanzer

Patria soll der slowenischen Armee ab 2007 bis 2010 zunächst 64 "AMV"-Radpanzer liefern, die in Slowenien produziert werden sollen. Insgesamt sollen bis 2012 bis zu 136 achträdrige Radpanzer um 63 Mrd. Tolar (263 Mio. Euro) angeschafft werden. Damit setzten sich die Finnen diesmal gegen den "Pandur II" von Steyr durch, nachdem sie heuer bei einem noch größeren Auftrag der tschechischen Armee (821 Mio. Euro) gegen Steyr den Kürzeren gezogen hatten. Sistemska tehnika bot das gleiche "Pandur"-Modell in Slowenien unter dem Namen "Krpan 8x8" an.

Das Angebot von Patria sei um 10 bis 18 Prozent günstiger als das slowenisch-österreichische Konkurrenzprodukt gewesen, hieß es seitens der Verteidigungsministeriums in Laibach. Außerdem würde das Angebot 320 neue Arbeitsplätze direkt und weitere 1.920 indirekt sichern. Das Konkurrenzangebot hätte nur 180 direkte und 92 indirekte neue Jobs gebracht. Darüber hinaus seien mehr als 50 slowenische Unternehmen an dem finnischen Anbot beteiligt, während es bei Sistemska tehnika, die mehrheitlich der Logistikgruppe Viator&Vektor gehört, nur 21 Unternehmen seien. In dem nicht öffentlich ausgeschriebenen Verfahren gab es nur diese beiden Bieter.

Heftige Debatten

Die Entscheidung zu Gunsten der Finnen hat in Slowenien zu heftigen politischen Debatten und Demonstrationen der Mitarbeiter von Sistemska tehnika geführt. Zusätzliches Öl ins Feuer goss die slowenische Wirtschaftszeitung "Finance", die das Geschäft als "schwach" und den Preis als überhöht kritisierte.

Steyr SSF bemüht sich auch um Aufträge der kroatischen und der mazedonischen Armee und hat es auch dort mit dem Erzrivalen Patria zu tun. Das kroatische Wirtschaftsblatt "Poslovni dnevnik" glaubt, dass sich die slowenische Entscheidung für das Patria-Modell auch in Kroatien zu Gunsten der Finnen auswirken könnte. Bis zur slowenischen Entscheidung galt sowohl in Slowenien als auch Kroatien der Steyr-"Pandur" als Favorit. (APA)