Das Projekt Heu:See!R des Architektenbüros Pichler & Traupmann ging als Sieger aus einem Bauträgerwettbewerb hervor. Die Siedlung, ein Prototyp für die von der Stadt Wien geförderten "neuen Siedlerbewegung", wird von der Buwog im 22. Bezirk gebaut und soll Ende 2008 bezugsbereit sein.

Bild: Pichler & Traupmann
Wohnen im Grünen ist auch in der Großstadt möglich – und das zu erschwinglichen Preisen. Die Buwog baut in der Heustadelgasse in Wien-Donaustadt ein innovatives Projekt, das Reihenhaus- mit Schrebergartenelementen und vielen gemeinsamen Grünflächen kombiniert.

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Wien – Im Ballungsraum ist der Traum vom "Haus im Grünen" nicht einfach zu verwirklichen: Deshalb verlassen jährlich rund 5000 Wiener die Bundeshauptstadt in Richtung Umlandgemeinden. Aber warum, wenn es doch auch im Stadtgebiet (vor allem in Wien Nord) noch genügend unbebaute Flächen gibt?

Um dem Phänomen der "Stadtflucht" entgegenzuwirken, hat die Stadt Wien die "neue Siedlerbewegung" ins Leben gerufen: In Anlehnung an die Siedlerbewegung Anfang des 20. Jahrhunderts, die den Ausbau von Schrebergärten zu Wohnsiedlungen unterstützte, wurde ein Bauträgerwettbewerb für Wohnraum mit Grünflächen initiiert. Durch die Förderung von Einzel- und Reihenhäusern soll die Abwanderung gestoppt werden und 3480 neue Wohneinheiten entstehen.

Eines der Projekte wird in der Heustadelgasse im 22. Wiener Gemeindebezirk entstehen: Für die Wohnbaugesellschaft Buwog hat das Architekturbüro Pichler und Traupmann das Projekt "Heu:See!R", ein "Dorf in der Stadt", entworfen. Das Grünflächenkonzept stammt vom Landschafts-Architekturbüro "bauchplan". "Das Projekt ist für Leute in der Stadt gedacht, die nicht in dicht bebautem Gebiet wohnen wolle. Wir haben ein konkretes Angebot an Wohnungen und Häuser mit unmittelbarem Grünflächenzugang", erklärt Buwog-Geschäftsführer Gerhard Schuster.

Das Planungskonzept integriert Reihenhaus- und Schrebergartenelemente. Die 88 Wohneinheiten entsprechen zwar alle dem gleichen Typus – der ist jedoch verschiedenartig modellierbar: Einmal als Einfamilienhaus oder Doppelhaus, dann wieder als Reihenhaus oder auch als Haus mit zwei Wohnungen. Alle Wohneinheiten haben wärmegedämmte Außenwände, geheizt wird mit Biomasse.

Zentraler Planungsaspekt sind die Grünflächen: Jede Wohneinheit besitzt einen Privatgarten, der allerdings nicht durch Zäune, sondern durch autofreie Privatwege begrenzt ist. Abstellmöglichkeiten für das Auto gibt es dennoch: Die Tiefgarage ist mit Aufgängen zu allen Parzellen ausgestattet, straßenseitig gelegene Häuser haben einen eigenen Stellplatz.

Christoph Pichler, verantwortlicher Architekt: "Wir wollten eine neue Form von Freiraumnutzung schaffen, ohne anonyme Grünflächen und Zäune, trotzdem privat zuordenbar."

Treffpunkt Wiese

Treffpunkt der Bewohner wird der "Wiesen-Tal-Park" sein: Neben den Wege- und Spielparcours findet man auf den Wiesenflächen Möglichkeit, sich zu erholen. Bebauung und Landschaft sollen sich ergänzen, durch Hecken, Böschungen und Terrassen auf den Wohneinheiten entsteht ein Gleichgewicht zwischen Natur und Wohnraum-architektur. "Die Häuser liegen wie ein Teppich in der Wohnlandschaft, der Grünraum bringt den Garten ins Haus", sagt Rupert Halbartschlager vom Landschaftsarchitekturbüro Bauchplan, das die Grünlandplanung des Projekts macht.

Wer Lust auf ein "Haus im Grünen" bekommen hat, muss sich allerdings noch gedulden: Bis das Projekt realisiert sein wird, werden noch zwei Jahre vergehen, mit der Fertigstellung wird bis Ende 2008 gerechnet. (Marco Jäger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.6.2006)