Frankfurt - Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte laut EZB-Ratsmitglied Nicholas Garganas die Zinsen das nächste Mal stärker und früher anheben als an den Finanzmärkten bisher erwartet.

"Sollte es die Notwendigkeit für eine aggressivere Zinsanpassung geben, gibt es nichts, was uns davon abhalten könnte", sagte Garganas in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit Bloomberg. "Ich würde eine stärkere Anpassung als um 25 Basispunkte nicht ausschließen."

Die Inflationsrisiken hätten sich erhöht. Es gebe Hinweise bei den Erzeugerpreisen, dass die hohen Ölpreise auf andere Preise durchwirkten. Das Wachstum könne etwas kräftiger ausfallen als gedacht. Bei jeder Zinssitzung seien alle Optionen offen, abhängig von den Daten. "Sollte es eine Notwendigkeit für eine Anpassung am 3. August geben, sehe ich nichts, was uns davon abhalten könnte", sagte der griechische Notenbankchef.

Am Finanzmarkt wird bisher mehrheitlich mit der vierten Zinserhöhung der EZB erst Ende August gerechnet.

ifo sieht Spielraum für weitere EZB-Zinsschritte

Das deutsche Ifo-Institut sieht angesichts der sich weiter aufhellenden Konjunktur in Deutschland Spielräume für weitere Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB).

Ifo-Experte Klaus Abberger sprach sich im Gespräch mit Reuters am Dienstag aber weiterhin für Zinserhöhungen in allenfalls kleinen Schritten aus. "Die Notwendigkeit von den Preisen her ist nicht so, dass man schnell und unmittelbar reagieren müsste", sagte er.

Zur überraschend wieder verbesserten Stimmung in der deutschen Wirtschaft sagte er, die Situation in weiten Teilen der Wirtschaft bessere sich spürbar und deutlich, und auch der Konsum verbessere sich. "Wir erwarten eine weiterhin solide Entwicklung, die nach wie vor an Breite gewinnt", sagte er.

Ifo-Volkswirt Gernot Nerb sagte Bloomberg TV, die Risikofaktoren Ölpreise und Dollar-Kurs würden von den Unternehmen derzeit eher gelassen betrachtet. (APA)