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2,9 Millionen Menschen drängten sich heuer auf der Donauinsel -und in der Nacht auf den Perrons der U-Bahn. Nicht immer ohne Murren.

Foto: apa
Bei der Fußball-EM 2008 soll das besser werden.

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"Alles voll Ameisen" knarrt es aus dem Walkie-Talkie von Thomas Kritzer. Der damit weiß, dass auch jetzt, um zwei Uhr früh, noch hunderte Menschen von der Donauinsel in die U-Bahn-Station "Handelskai" wollen. "Ein Kollege hat voriges Jahr mit den 'Ameisen'angefangen, weil es von der Station oben wie in einem Ameisenhaufen aussieht, wenn die Kunden über den Steg kommen", erläutert Kritzer die animalische Bezeichnung für die hunderttausenden Öffi-Benützer.

Geschätzte 2,9 Millionen Menschen besuchten das 23. Donauinselfest, die Mehrheit kam und fuhr mit der U-Bahn. Via Stationen, die nicht auf einen derartigen Ansturm ausgelegt sind - die Stationsüberwachung in der "Neuen Donau"steht beispielsweise 362 Tage im Jahr leer. Rund 600 Mitarbeiter der Wiener Linien sind so wie U-Bahn-Betriebsleiter Kritzer mit dem Fest beschäftigt.

Die haben Routine mit dem An- und Abtransport der Gäste zum größten Open-Air Europas. Dennoch muss man sich auf Änderungen einstellen. "Es gibt einen Trend, erst später herzukommen. Und einen stärkeren Binnenverkehr auf der U6", weiß Kritzer.

Ströme entflechten

Die Folge war in dieser Samstagnacht während des halbstündigen Feuerwerks zu bemerken. Knapp fünf Minuten haben Wiener Linien und Polizei Zeit, die Ströme von An- und Abkommenden in der "Neuen Donau" zu entflechten. Bis zum Feuerwerk sind alle drei Glastüren Richtung Insel offen. Endet das pyrotechnische Spektakel, setzt erfahrungsgemäß eine erste Abreisewelle ein -die mit Sperrgittern in einer großen Schleife zum rückwärtigen Eingang der Station kanalisiert wird. Gleichzeitig werden für die Ankommenden zwei der drei Glastüren gesperrt, um einen Stau auf dem Steg zur Insel zu vermeiden.

Das veränderte Verhalten der Gäste führt aber dazu, dass immer wieder Neuankömmlinge in die Station fluten. Via Walkie-Talkie arrangiert Kritzer mit seinen Kollegen am anderen Donauufer, dass dort ein einfahrender Zug "ausgeräumt" wird - alle Fahrgäste also aussteigen müssen. In dem so entstandenen Zeitloch müssen die Sperrgitter aufgestellt werden.

Alles unter Kontrolle

Nächste Aufgabe: Die Abfahrenden unter Kontrolle bringen. Nur blockweise werden die Menschen auf den Bahnsteig gelassen, dessen hintere Hälfte gesperrt ist. Der Grund: Auch am "Handelskai"wollen Inselbesucher zusteigen, dort ist die vordere Bahnsteighälfte abgeriegelt. Ein System, das teils auf Unverständnis der Kunden stößt, was bis zu Handgreiflichkeiten mit Ordnern gehen kann.

Bei der Fußball-EM 2008, wenn die U-Bahn-Station vor dem Ernst-Happel-Stadion fertig ist, sollen Schwierigkeiten ausbleiben - die Haltestelle wird größer dimensioniert sein. Und viel mehr Ameisen aufnehmen können. (Michael Möseneder, DER STANDARD-Printausgabe, 28.06.2006)