Abgehobene Lektionen in Dylanologie stehen nicht auf Hubert Flattingers Fahrplan, "Höhenangst" bleibt dramaturgisch am Boden. Schwindlig wird es bloß Bob Dylan. Er, der sich im wirklichen Leben als "Kuhhirte nicht Rattenfänger" versteht, trifft im Einakter auf den verständigen Naturburschen Alfred. Dessen Job ist, den Anitbergfex Dylan zum Konzert auf die Ischgler Idalpe hinaufzubefördern.

Hans Danner gibt den Tiroler Touristiker zwischen anbiedernder Zünftigkeit und Aggression, den Fan zwischen zudringlichem Werben - und wieder Aggression. Der Overallträger, der sich in der Kabine und in den "Mountains" in seinem Element befindet, sieht auf den gehandikapten Star mehr und mehr herab.

Johannes Nikolussi, die personifizierte Seekrankheit, gestaltet die praktisch stumme Rolle des Sängers bravourös. Noch als Häufchen Elend bewahrt er Dylan'schen Appeal. Die Talstation der stillgelegten Hungerburgbahn ist ein idealer Schauplatz, das Bühnenbild (Alexia Engl) bloß angedeutet. Alfred labert "Bobby" voll, knipst ein Polaroid - das war's. Das Ende kommt abrupt, und wie für das ganze Stück gilt: "Don't Think Twice, It's All Right!" (pen / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.6.2006)