In dem Treffen, an dem unter anderem Arbeiterkammerpräsident Herbert Tumpel, der leitende ÖGB-Sekretär Richard Leutner und der Regierungsbeauftragte für Jugendbeschäftigung Egon Blum teilnahmen, sah BJV-Vorsitzender Ludwig Dvorak einen „Anstoß, die Jugendarbeitslosigkeit zu einem Schwerpunktthema der Regierung zu machen“. Dvorak bedauerte jedoch, dass "weder Bundeskanzler noch Arbeitsminister Gelegenheit gefunden haben, mitzudiskutieren."
Schulfach "Berufsorientierung" gefordert
Zurzeit sind mehr als 60.000 ÖsterreicherInnen im Alter von 15 bis 25 Jahren auf Jobsuche. Die Arbeitslosenrate ist in dieser Altersgruppe doppelt so hoch wie in der gesamten Erwerbsbevölkerung und liegt auf dem höchsten Stand der Zweiten Republik. Ende Mai standen 3.600 offenen Lehrstellen 16.350 Lehrplatzsuchende gegenüber. Die BJV fordert deshalb eine stärkere Berufsberatung für Jugendliche: Ein eigenes Schulfach in der siebten und achten Schulstufe solle sich allein der Berufsorientierung der PflichtschülerInnen widmen. Die Anwesenheit in diesem Unterrichtsfach solle verpflichtend sein, Leistungen aber nicht beurteilt werden. Weitere Forderungen: Staat und Wirtschaft sollten einen Ausbildungsfonds finanzieren, um alternative Angebote für joblose Jugendliche zu schaffen. Um die Lücke am Lehrstellenmarkt zu verkleinen, fodern BJV und AK einstimmig so genannte „Ausbildungsverbünde“: Mehrere Betriebe sollten auf einen gemeinsamen Lehrlings-Pool zugreifen können und sich Ausbildungsaufgaben teilen.
"Nicht mehr als Wünsche"
Die Forderungen der Jugendvertretung bezeichnet Egon Blum im derStandard.at-Gespräch jedoch als „nicht mehr als Wünsche“. Ein großer Teil der Forderungen sei so nicht realisierbar, in manchen Punkten stimme man inhaltlich jedoch überein: „In der Frage der Berufsorientierung werde ich darauf hindrängen, dass Lehrer eine dementsprechende Qualifizierung bekommen“, sagt Blum. Alle PflichtschullehrerInnen sollten über die wirtschaftliche Lage informiert werden: „’Worin ist unsere Wirtschaft stark, wo verdienen die Österreicher ihr Geld?’ Das sind die Fragen, die die Lehrer den Schülern beantworten müssen“, meint Blum. Nur so könne verhindert werden, dass einerseits Jugendliche ohne Job dastehen und andererseits „Betriebe verzweifelt Fachkräfte suchen und keine finden.“