Paris - Die ehemalige französische Sozial- und Arbeitsministerin Martine Aubry (PS) hat ihre Kandidatur bei der Präsidentenwahl 2007 nicht ausgeschlossen. "Im Gegensatz zu anderen bin ich nicht dafür geboren, um Präsidentschaftskandidatin zu sein, aber ich schließe es nicht aus", sagte die Bürgermeisterin der nordfranzösischen Metropole Lille im Radiosender RTL und fügte hinzu: "Wir werden im Oktober sehen, wir haben in der Sozialistischen Partei einen Terminkalender." Der PS-Kandidat für den Elysee-Palast wird im November von der Parteibasis gewählt.

In Bezug auf die Sozialistin Segolene Royal, die in Umfragen die größten Erfolgschancen für die Präsidentenwahl hat, meinte Aubry: "Es gibt in der PS viele populäre Personen. Die Ehre der Politik besteht nicht darin, zu gefallen, sondern die Truppen hinter sich zu vereinen, ein kohärentes Projekt mit kollektiven Werten voran zu bringen." Royal hatte die Tochter des ehemaligen EU-Kommissionspräsidenten Jacques Delors (PS) stark kritisiert, weil sie im Jahr 2000 die gesetzliche Arbeitszeit auf 35 Wochenstunden reduziert hatte.

"Großer politischer Fehler"

Der ehemalige Landwirtschaftsminister Jean Glavany (PS), der wie Aubry dem sozialistischen Ex-Premier Lionel Jospin (1992-2002) nahe steht, kritisierte es als "großen politischen Fehler", dass Segolene Royal mit ihren Wahlkampfargumenten zu Arbeitszeit und Sicherheit "im rechten politischen Lager angelt". Jospin "kann seiner Partei zur Verfügung stehen, wenn sich die Notwendigkeit spürbar macht", sagte der Abgeordnete im Hörfunk "Radio J".

Jospin hatte 2002 seine politische Frühpension angekündigt, nachdem er bei der Präsidentenwahl im ersten Durchgang von dem Rechtsextremisten Jean-Marie Le Pen (FN) aus dem Rennen geschlagen worden war. "Wenn wir ihn in einem kollektiven Einsatz brauchen, wird man ihn überzeugen können", so Glavany. (APA)