Na das wird ihn beeindrucken, den "Bruno". Die Abschusserlaubnis ist erteilt, jetzt wird gleich eine Ruh'sein mit ausgeräumten Bienenstöcken, hingestreckten Schafen und zerbrochenen Gartenzäunen. Zurück nach Italien, sonst knallt's, lautet die Devise.

Schade, dass so ein Bär nicht lesen, Radio hören oder TV-Nachrichten verstehen kann, er würde auf die mächtige Drohung zweier Landesregierungen vielleicht reagieren. Vielleicht auch nicht. Wir sind damit beim Kern des Problems angekommen: Wir haben es eben mit einem Wildtier zu tun, daran ändert sich nichts, wenn wir das Vieh noch so sehr vermenschlichen. Die Debatte wäre ja nach dem ersten toten Lamperl schneller erledigt und weniger emotional zu führen gewesen, hätte der Bär nicht einen Namen bekommen. In einer medial ausgerichteten Welt geht das nicht anders, da wollen Identifikationsmermale geschaffen werden. Dann erst funktioniert eine Story.

"JJ1", sprich "Dsche-dsche-Uno", ist ja noch ein wenig technisch gewesen, war aber gar nicht so schlecht. Ältere Semester erinnert das gleich an "Dschi-dsche-i Wischer", mit dem Christine Nöstlinger eine Generation via Radio aus dem Bett geholt hat. Dann kam "Bruno", das war genial. Wenn man sich den Namen langsam vorsagt, da erhebt sich geradezu das zottelige Tier vor einem.

Aus, die Wirklichkeit hat uns eingeholt, dieser Bär kommt den Menschen zu nahe. Der WWF ist unglücklich, aber vielleicht ist seinem Bären-Wiederansiedlungsprogramm ein guter Dienst erwiesen, wenn wir "Bruno"einfach in freundlicher Erinnerung behalten, ehe es ein Unglück gibt. Fakt ist, der Lebensraum für Wildtiere ist klein geworden. Eine Überlebenschance haben nur ordentliche Viecher. (Otto Ranftl, DER STANDARD - Printausgabe, 26. Juni 2006)