Berlin - Mit seinen oft spektakulären Kunstaktionen wird der deutsche Regisseur Christoph Schlingensief auch mit dem US-Altmeister des Happenings, Allan Kaprow, in Verbindung gebracht. In Schlingensiefs neuester "animatografischer Installation", die mit Beginn der neuen Spielzeit Mitte September an der Berliner Volksbühne Premiere hat, gehöre Kaprow, der am 5. April gestorben ist, "neben zwei weiteren toten Künstlern, Lady Di, und dem Büroangestellten und Komponisten Ferdinand Bruckner zu den tragenden Säulen", wie es in der Ankündigung der von Frank Castorf geleiteten Bühne heißt.

Schlingensief baue in "Kaprow City" eine "Raum-Zeit-Zentrifuge" und stelle "alte Fragen neu" wie zum Beispiel: "Was ist ein Museum? Gibt es einen Fortschritt in der Kunst? Ist Kunst Selbstzerstörung als Beruf?" Wie einst Kaprow verstehe sich der 45-jährige Schlingensief "gleichzeitig als Teil seines Kunstwerks und Rebell gegen es". In den Nachrufen auf Kaprow hieß es, er habe "die Grenze zwischen Leben und Kunst überwunden" und zusammen mit John Cage eine Kunstrichtung geschaffen, die später auch von Joseph Beuys in Deutschland aufgegriffen wurde.

Vor der Berliner Volksbühnen-Premiere bereitet Schlingensief derzeit die Wiederaufnahme seiner "Parsifal"- Inszenierung bei den Bayreuther Festspielen im Sommer vor, die traditionell am 25. Juli eröffnet werden. Bei der Premiere seiner Neuinszenierung von Richard Wagners Spätwerk um den "Heiligen Gral" im Sommer 2004 hatte es überwiegend positive Kritiken für den Berliner Regisseur gegeben, auch wenn es hinter den Kulissen zum Teil zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen war. (APA/dpa)