Sanaa - Der jemenitische Staatspräsident Ali Abdallah Saleh wird sich ungeachtet eines ursprünglich angekündigten Kandidaturverzichts doch um eine weitere siebenjährige Amtszeit bewerben. Mit seiner Kandidatur komme er dem Wunsch des Volkes nach, sagte der seit 1978 im Norden und seit 1990 im vereinigten Jemen amtierende Saleh am Samstag vor Zehntausenden von jubelnden Anhängern in der Hauptstadt Sanaa. Die Präsidentenwahl findet im September statt.

Vor einem Jahr hatte Saleh angekündigt, er werde sich nicht um eine Wiederwahl bemühen. Die Opposition, die dieser Aussage von Anfang an keinen Glauben geschenkt hatte, bezeichnete den Präsidenten am Samstag als "Schauspieler". Im jemenitischen Parlament verfügt Salehs Partei "Allgemeiner Volkskongress" über die absolute Mehrheit.

Dorn im Auge Saudiarabiens

Mit ihrem aus relativ freien Wahlen hervorgegangenen Parlament und ihrem pluralistischen Medienwesen ist die Republik Jemen der konservativen Nachbarmonarchie Saudiarabien ein Dorn im Auge. Seine pro-irakische Haltung während des Golfkriegs 1991 hatte katastrophale Folgen für das Land und führte zur Abschiebung Hunderttausender von jemenitischen Gastarbeitern aus Saudiarabien.

Die Republik Jemen entstand 1990 durch den Zusammenschluss der Arabischen Republik Jemen (Norden), dem ehemaligen Königreich, mit der Demokratischen Volksrepublik Jemen (Süden), der früheren britischen Kolonie. Ein mehrmonatiger verlustreicher Bürgerkrieg im Jahr 1994 endete mit dem Sieg der nördlichen Kräfte. (APA/AP)