Ille Gebeshuber mit ihrem Rasterkraftmikroskop am Institut für Allgemeine Physik an der TU Wien.
Foto: STANDARD/TU Wien
Ille Gebeshuber hatte viel Zeit nachzudenken. Probleme an ihrer Hüfte zwangen die heute 37-Jährige Physikerin, Universitätsassistentin an der TU Wien und Senior Researcher am Kplus-Zentrum, bereits in frühen Kindheitstagen oft und lange ins Krankenhaus. Bis sie fünf Jahre alt war, durfte sie nicht gehen. Und im Alter von 15 bis 17 musste sie die Behandlungen ein weiteres Mal über sich ergehen lassen. "Ich habe gelesen - die Werksbibliothek meines Vaters kannte ich fast auswendig", sagt sie. Und schnell habe sie erkannt, dass die analytische Welt der Naturwissenschaften die ihre war. "Bei so vielen Bezugspersonen, die mir im Krankenhaus begegnet sind, wurde die Welt des Analytischen eine Basis, der ich vertraute und in der ich viel Freude fand. Mit 18 zog sie aus der 500-Seelen-Gemeinde Kindbergdörfl in der Steiermark nach Wien, mit 26 diplomierte die Physikerin am Institut für Mathematik zur Hörtheorie. Promoviert habe sie in der Biophysik.

Schrauben & löten

1998 war ein Schlüsseljahr. Die Suche nach einem Post-Doc führte sie nach Pisa ans Institut für Biophysik, wo sie mit einem Rasterkraftmikroskop Bekanntschaft machte - sie wollte sofort auch eines. Über Wissenschaftspreise - u. a. den Technikpreis der Wiener Wirtschaft - konnte die Finanzierung gesichert werden. Um festzustellen, dass sie das Gerät selbst nicht aufbauen konnte. Es folgte eine Lehrphase in Kalifornien - "zufällig bei dem Professor, der an einer Weiterentwicklung des Gerätes gearbeitet hat", sagt sie. Von der anfänglich überwiegenden Simulationsarbeit ging's ans "Eingemachte" - schrauben, löten, basteln. "Damit hat sich einiges grundlegend geändert", strahlt Gebeshuber, die aktuell an der Nanostrukturen von Kieselalgen (Bionik) forscht.

In ihrer Karriere sei vieles Glück gewesen, sagt sie bescheiden. Und: Ihr analytischer Zugang habe ihr einige "Karrierefallen" erspart. "Ich habe beobachtet, dass besonders Frauen sich oft zu streng an die Regeln halten. In letzter Zeit bemühe ich mich bewusst, diese Regeln zu umgehen." (haa, DER STANDARD, Print, 24./25.6.2006)