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Archivbild der Discovery

Foto: APA/EPA/NASA
Washington/Cape Canaveral - Die US-Raumfahrtbehörde NASA will beim Start der Raumfähre "Discovery" am 1. Juli auf Nummer sicher gehen. Bisher nie da gewesene Vorkehrungen beim Abheben des Spaceshuttles sowie umfangreiche Tests im Weltraum sollen eine Pannenserie und Zitterpartie wie beim letzten Flug der "Discovery" vor einem Jahr ausschließen.

Seit dem tödlichen Unglück der Raumfähre "Columbia" am 1. Februar 2003, bei dem alle sieben Astronauten ums Leben kamen, plagt die NASA vor allem ein Problem: Schaumstoffstücke, die durch die Urgewalten beim Start vom 47 Meter hohen Außentank abgerissen werden. Im Vorjahr entging die "Discovery" nur knapp einer Katastrophe. Wegen des hohen Sicherheitsrisikos legte die NASA danach weitere Starts auf Eis.

Veränderungen

Seit mehr als drei Jahren doktern Techniker am Problem des abfallenden Schaumstoffs herum. Vor dem neuen Start haben sie 17 Kilogramm Isolationsmaterial entlang der Versorgungsleitungen und Kabelsysteme an der Außenhaut des Tanks eingespart. Dennoch gibt Programmdirektor Wayne Hale zu: Auch beim nächsten Start werden sich Schaumstoffstücke an anderer Stelle lösen.

Kameras

Mit einem riesigen Aufwand wird die NASA kontrollieren, ob diese wie Raketengeschosse fliegenden, handtellergroßen Schaumteile den Hitzeschild der Raumfähre beim Start beschädigten. 107 Videokameras verfolgen das Abheben von der Erde und von Flugzeugen aus. Drei Radarsysteme werden sich lösende Teile sofort orten. Erstmals wird auch die Crew mit einer Digitalkamera den Außentank fotografieren, wenn dieser nach dem Abschalten der Haupttriebwerke abgestoßen wird und in den Ozean stürzt. 88 Sensoren in den verstärkten Flügelkanten der Raumfähre messen die Temperatur und geben damit Hinweise auf mögliche Beschädigungen und Überhitzungen.

Am ersten Tag nach dem Start inspiziert die Crew bereits ihre Raumfähre. Zwei verschiedene Laser-Systeme und eine hoch auflösende Kamera, die an einem Außenarm installiert wurden, analysieren die kritischen Stellen der "Discovery".

Andocken

Vor dem Andocken an die ISS führt Kommandant Steven Lindsey ein ungewöhnliches Manöver aus. In 180 Meter Entfernung dreht er die Raumfähre einmal um die eigene Achse. Die beiden Astronauten in der ISS haben dann neun Minuten Zeit, um mit ihren bis zu 800 Millimeter langen Objektiven Unter- und Oberteil der "Discovery" zu fotografieren. Anhand der Daten wird dann das Flugkontrollzentrum in Houston (Texas) entscheiden, ob Reparaturen während der beiden geplanten Außeneinsätze im Weltraum notwendig sind.

Die Ankunft der "Discovery" wird nicht nur vom russischen Bordkommandanten Pawel Winogradow und dem amerikanischen Bordingenieur Jeffrey Willams an Bord der ISS mit Spannung erwartet, sondern auch von allen beteiligten Vertragsparteien an der Raumstation. Wenn dieser Flug schief gehen oder die NASA wegen technischer Probleme erneut Shuttle-Starts auf Eis legen sollte, dann ist der geplante Ausbau der Raumstation bis 2010 ernsthaft in Gefahr. Bis dahin will die NASA noch 16 Mal Ausrüstungsteile und Weltraumlaboratorien zur ISS fliegen, bevor die Spaceshuttle ins Museum kommen.

An Bord

Knapp 14 Tonnen Cargo wie Ausrüstung und Versorgungsgüter transportiert die "Discovery", das Arbeitstier unter den Raumfähren, zur ISS. Dazu gehören knapp 2.500 Kilogramm Nahrung, Wasser und Kleidung für die Langzeitbesatzung. An Bord ist auch der so genannte "Minus Eighty Laboratory Freezer" für die eiskalte Aufbewahrung von Proben. (APA/dpa)