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Die Stimmung zwischen SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer auf der einen und dem ÖGB und Wiens Bürgermeister Michael Häupl auf der anderen Seite ist am Tiefpunkt. Der medial vorgetragene Wunsch des in den Meinungsumfragen ohnehin deutlich zurückliegenden SP-Vorsitzenden, keine Spitzengewerkschafter mehr in seinem Nationalratsklub sehen zu wollen, hat für einige zumindest im Moment das Fass zum Überlaufen gebracht. Es war freilich nicht der erste "Wickel", den Gusenbauer in seinen gut sechs Jahren im Amt mit den anderen Mächtigen der Partei auszutragen hatte.

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In der Gewerkschaft hatte Gusenbauer schon bald keine rechten Freunde mehr, vor allem der damalige Chef der Privatangestellten-Gewerkschaft, Hans Sallmutter, konnte mit dem SP-Vorsitzenden nach Äußerungen wie vom Wunsch nach der "solidarischen Hochleistungsgesellschaft" rasch nicht mehr allzu viel anfangen. Auf die Frage in einem APA-Interview, ob ihm eine gute Idee Gusenbauers einfalle, konnte sich Sallmutter folgerichtig keiner einzigen entsinnen.

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Der SP-Chef dachte freilich nicht daran, das auf sich sitzen zu lassen und wählte unter dem Kopfschütteln so manchen ÖGBlers just die Bundestagung der Fraktion sozialdemokratischer Gewerkschafter, um Sallmutter im Gegenzug eine überzuziehen. Offenbar gemünzt auf die Kritik von Sallmutter an ihm meinte Gusenbauer, es solle niemand glauben, er habe im Umgang mit der Basis "die Weisheit mit dem Löffel gegessen". Dieser blieb ihm nichts schuldig und stellte den SP-Chef als Kanzlerkandidaten in Frage, nachdem Gusenbauer beim letzten SPÖ-Parteitag das zweit schwächste Ergebnis aller Spitzenfunktionäre erzielt hatte.

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Das war aber nur ein kleines Vorspiel auf das, was im Zusammenhang mit der BAWAG folgen sollte. Gleich zwei Mal nutzte Gusenbauer gewerkschaftsinterne Festlegungen aus, um diese medial abzuschießen und sich als starken Mann zu präsentieren. So trat er etwa munter an die Presse, um den BAWAG-Verkauf durch den ÖGB just an jenem Tag zu fordern, an dem sich der Gewerkschaftsbund Abends eben zu dieser Entscheidung durchringen wollte und sollte.

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War Gusenbauer das schon schwer verziehen worden, legte er diese Woche nach. Obwohl er nach übereinstimmenden Aussagen von Häupl und ÖGB-Chef Rudolf Hundstorfer vom Verzicht des Letzteren auf ein Mandat im Nationalrat schon gewusst hatte, preschte der SP-Chef vor und verbat sich im "Kurier", dass der Gewerkschaftsvorsitzende und auch andere Gewerkschaftsgrößen künftig im Klub vertreten sein sollten. Antwort der Fraktion sozialdemokratischer Gewerkschafter: Sie bestehe darauf, ihre Positionen im Parlament selbst zu bestimmen.

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Ganz auf der Seite des ÖGB fand sich diesmal Bürgermeister Häupl, der von einer entbehrlichen Diskussion sprach und "überhaupt nichts" davon hält, Spitzenfunktionäre von ÖGB bzw. FSG von einem Mandat auszuschließen. Gusenbauer, als dessen erster Diener er sich noch 2002 bezeichnet hatte, richtete der Wiener SP-Chef aus, dass nicht alle ihren Befindlichkeiten nachlaufen könnten. Replik des Parteivorsitzenden in der "ZiB2": Manche würden sich in der Diskussion zu wichtig nehmen.

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Gekracht hat es zwischen Häupl und Gusenbauer freilich schon öfter, vielleicht am heftigsten rund um den Finanzausgleich, den der Wiener Bürgermeister federführend ausverhandelt hatte. Das Ergebnis hielt nicht, weil Gusenbauer und in dem Fall die Mehrheit seiner Genossen so einiges daran auszusetzen hatte. Häupl reagierte auf dessen Wunsch nach (letztlich für die SPÖ recht erfolgreichen, Anm.) Nachverhandlungen pikiert: "Er wird schon wissen, wie er es macht."

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Das wird sich der Bürgermeister wohl auch in anderen Dingen gedacht haben, etwa als Gusenbauer einen strammen Kurs gegen ein EU-Mitglied Türkei einschlug, während Häupl einem Vollbeitritt etwas abgewinnen konnte. In Sachen Personalia wird Häupl nachgesagt, seit Jahren mit Bundesgeschäftsführerin Doris Bures mehr als unglücklich zu sein. Abgelöst wurde schließlich aber deren damalige Co-Geschäftsführerin Andrea Kuntzl, die von der Wiener SPÖ gestützt wird.

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Einen Punktesieg errang der Bürgermeister dagegen, als Josef Kalina statt Katharina Krawagna-Pfeifer zum Kommunikationschef der SPÖ aufstieg. Mit seinem ursprünglichen Wunsch-Kandidaten Josef Broukal ("Wenn man sich einen Pavarotti holt, darf man ihn nicht als Chorsänger einsetzen") war er freilich bei Gusenbauer noch abgeblitzt. (APA)

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