Linz - Vom Rande der Gesellschaft in deren Mittelpunkt - für obdachlose Menschen ist dies zumeist ein unmöglicher Schritt. Im besten Fall unter Brücken oder am Rand sonstiger öffentlicher Plätze gedukdet, haben Betroffene kaum eine Chance, auf ihre Lebenssituation und die damit verbundenen Probleme aufmerksam zu machen. In Linz versucht man jetzt "spielerisch"Grenzen zu überwinden.
Bühne statt Straße
Das jüngste Projekt der Arge für Obdachlose - vor allem bekannt und beliebt für die Linzer Straßenzeitung Kupfermuckn- bietet so genannten Sandlern die Möglichkeit, die Straße mit der Bühne zu tauschen. Vor rund einem Jahr wurde in der Arge ein spezielles Theaterprojekt ins Leben gerufen. "Wir haben mit Theaterworkshops begonnen und dabei sehr rasch gemerkt, dass das Interesse am Schauspiel unter den Obdachlosen enorm war", erzählt die Theaterpädagogin Marianne Huber im Standard-Gespräch.
Entwickelt hat sich daraus eine eigene Theatergruppe mit einem fixen "Sandler-Ensemble"von sieben Schauspielern. Geprobt wird alle zwei Wochen im Lokal "Alte Welt"so genanntes Forum-Theater. Damit ist eine spezielle Form des "Theaters der Unterdrückten"gemeint.
Freiwilligkeit im Vordergrund
"Improvisation und Freiwilligkeit stehen dabei immer im Vordergrund. Die Schauspieler bringen oft ihre eigene Lebenssituation ins Stück ein und können so einerseits auf ihre Situation aufmerksam machen, andererseits auch mögliche eigene Konflikte bewältigen", ist Huber überzeugt. Es gelte vor allem auch das Bild der "obdachlosen Säufer, die selber schuld sind und nicht arbeiten wollen"zu verändern.
Nach einem Jahr intensiver Probezeit steht jetzt die große Feuertaufe unmittelbar bevor. Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Kupfermucknwird am 30. Juni um 20 Uhr in der "Alten Welt"am Linzer Hauptplatz die Premiere von "Sandler on the catwalk"über die Bühne gehen.
Flucht aus dem Alltag