Der Besuch des Führers der freien Welt in Wien hat gezeigt, wie dringend die Welt die Fußball-Weltmeisterschaft braucht. Deutschland feiert eben den Abbau der Angst, auch wenn die Kanzlerin Angela Merkel, die deutsche Welle reitend, in einer hoffentlich nicht verräterischen Wortwahl meinte, man solle das Land zukunftsfest machen. Feuerfest heißt ein Ding, das dem Feuer widersteht, wie eine Mannschaft krisenfest ist, die eine Krise vermeidet oder übersteht.

Merkel will doch nicht Deutschland vor der Zukunft schützen, das kann sie doch nicht machen, wo die Deutschen schnurstracks auf das Finale und den WM-Titel zuschlendern. Die Klinsmann-Truppe macht höchstens Merkel kritikfest, nicht einmal die größte Steuererhöhung aller Zeiten lässt die Deutschen mehr jammern, da soll noch einer sagen, Fußball sei nur ein Spiel über 90 Minuten.

Der eine, der die Fantasien der Polizisten noch mehr beschäftigt als Klose und Ronaldo, ist George W. Bush. Obwohl Bush oder seine Frau ein nur Ronaldinho vergleichbares Talent an den Tag legen, um sich herum freie Räume zu schaffen. Gegner fühlen sich durch Lauras oder Kakas Quirligkeit beengt, logisch, in einer Stadt und auf einem Feld steht nur begrenzt Platz zur Verfügung, und wer ihn beansprucht, nimmt ihn vom anderen.

Ungemach ist das Merkmal spannender Zeichen; Beschwerden darüber verraten biedermeierlichen Kleingeist. Straßensperren, Helikopter, Politikerplakate mit Fanschals und Werbeclips mit aufgerissenen Mündern sind die Begleiter feudaler Herren und feiernder Helden. Die fußballfeste Bürgerin Merkel wird noch merken, was ihr das Fußballfest schenkt. Und wenn sie die Chance nicht reintut, gehört sie ausgetauscht. (Johann Skocek, DER STANDARD Printausgabe 23.06.2006)