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Derzeit versucht man sich Überblick über das beschlagnahmte Beweismaterial zu verschaffen.

Foto: APA/Jäger
Wien - Nach den am Mittwochnachmittag zeitgleich an zehn verschiedenen Adressen durchgeführten Hausdurchsuchungen war die Wirtschaftspolizei am Donnerstag bemüht, sich einen Überblick über das im Bawag-Krimi beschlagnahmte Beweismaterial zu verschaffen.

Im Anschluss an diese "Erstsichtung" dürfte der zuständige Staatsanwalt Anfang kommender Woche zusammen gefassten Ergebnisse erhalten, um allfällige weitere Ermittlungsschritte in die Wege leiten zu können.

Brisanz

In einer akkordierten, richterlich genehmigten Aktion waren Dutzende Beamte unter anderem bei den früheren Bawag-Direktoren Helmut Elsner und Johann Zwettler, mehreren früheren Vorstandsdirektoren, Ex-ÖGB-Chef Fritz Verzetnitsch, dem ehemaligen ÖGB-Finanz-Chef und Bawag-Präsidenten Günter Weninger sowie der Wirtschaftsprüfungskanzlei KPMG vorstellig geworden, die die Bilanzen der Bawag seit 1995 testiert hatte.

Welche Brisanz diesen Durchsuchungen der Penthäuser, Privatwohnungen und Büroräumlichkeiten offensichtlich beigemessen wurde, lässt sich daraus ersehen, dass Staatsanwalt Georg Krakow persönlich an einer solchen teilnahm.

Keine Kontoöffnungen

Zahlreiche Computer, Laptops und schriftliche Unterlagen wurden beschlagnahmt, "weil das im derzeitigen Ermittlungsstadium notwendig war, um den Sachverhalt aufzuklären", wie Krakow erklärte. Näheres wollte er nicht sagen, um mit voreiligen Medienberichten die laufenden Erhebungen nicht zu behindern. Krakow stellte allerdings klar, dass manches, was den Medien zu entnehmen sei, nicht stimme: "Kontoöffnungen hat es bisher etwa keine gegeben." Die Frage, ob und bei wem solche geplant sind, wollte er nicht beantworten.

"Grundsätzlich kommt es mir zupass, wenn in den Medien unterschiedliche Versionen kursieren, weshalb die Hausdurchsuchungen stattgefunden haben. Wenn in den Zeitungen spekuliert wird, ist mir das nur Recht. Denn mich macht das - vielleicht im Unterschied zu anderen - nicht nervös", stellte Krakow fest.

Fehlende Unterlagen

Die Hausdurchsuchungen haben laut Justizministerium zwei bis drei Stunden in Anspruch genommen. Wie dort am Donnerstag zu erfahren war, sollen sie notwendig geworden sein, "weil die Ermittlungen ergeben haben, dass hinsichtlich einiger Unterlagen, die der Justiz vorliegen, gewisse Teile fehlen müssen."

Wie ebenfalls am Donnerstag bekannt wurde, dürfte ein Haftbefehl für Helmut Elsner unmittelbar bevor gestanden haben, inzwischen jedoch wieder "vom Tisch" sein. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft soll der Umstand, dass sich Elsner seit Ausbruch der Affäre hauptsächlich im Ausland aufhält, den Haftgrund Fluchtgefahr nahe gelegt haben.

Elsner nahm dem jedoch den Wind aus den Segeln, indem er bisher stets auf einen Anruf hin prompt nach Wien reiste, um sich bereitwillig den Fragen der Ermittlern zu stellen. Dem Vernehmen nach haben bisher sechs derartige Unterredungen stattgefunden. (APA)