Das Haupthaus der Akademie der bildenden Künste Wien am Schillerplatz.

Foto: Standard/Newald
Die Akademie der bildenden Künste am Schillerplatz ist im Umbruch begriffen. Ein Entwicklungsplan sieht eine strukturelle Neuorientierung vor: Ein sensibles Stück "work in progress".

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Wien - Meisterklassen haben längst ausgedient: Es gibt Institute und es gibt den Auftrag an das Rektorat durch das Universitätsgesetz, einen Plan für eine neue Entwicklung des Traditionshauses am Wiener Schillerplatz umzusetzen. Architektur und bildende Kunst sollen auch in Zukunft die beiden tragenden Säulen des Hauses bilden. Und auch weiterhin will "der Schillerplatz" eine Schlüsselrolle für Kunst und Kultur in Österreich einnehmen. Wenn geht natürlich auch weit darüber hinaus.

Der Entwicklungsplan liegt seit März 2005 vor und wurde vom Universitätsrat genehmigt (Vorsitzender: Alexander Kahane, Industrieller; stellvertretende Vorsitzende: Marlene Streeruwitz, Schriftstellerin; Dr. Sabine Breitwieser, Leiterin der Generali Foundation; Prof. Dr. Sybille Ebert-Schifferer, Direktorin der Bibliotheca Hertziana, Rom; DI Günter Rhomberg, Industrieller und Präsident der Bregenzer Festspiele; Mag. Ingrid Scholz-Strasser, Direktorin des Sigmund Freud Museums; Hofrat Prof. Dr. Wilfried Seipel, Direktor des Kunsthistorischen Museums).

Der Entwicklungsplan formuliert lediglich ein Rahmenwerk, welches im Detail jeweils mit den entsprechenden Gremien adaptiert werden muss. Rektor Stephan Schmidt-Wulffen, Vizerektor Andreas Spiegl und Vizerektorin Anna Steiger definieren den Rahmen wie folgt: "Im Bewusstsein dieser Tradition entwirft der Entwicklungsplan eine Neuorientierung: Die bildende Kunst und die Architektur bilden nach wie vor die Kernkompetenzen der Akademie. Allerdings skizziert der Entwicklungsplan eine Veränderung der Ausbildungsstrukturen, um den Anforderungen einer zeitgenössischen ästhetischen Praxis und denen einer Universität Rechnung zu tragen. In einem grundsätzlichen Studium, das mit dem Bakkalaureat abgeschlossen wird, sollen grundlegende Kompetenzen in künstlerischen und wissenschaftlichen Techniken vermittelt und soll in das zeitgenössischen Kunstverständnis eingeführt werden."

Magisterstudien

"Die verschiedenen Magisterstudien folgen der Ausdifferenzierung künstlerischer Praxis in den letzten Jahrzehnten und entwickeln damit Ausbildungsbereiche in Zusammenhang mit bildender Kunst, Neuen Medien, Kulturwissenschaften, die die Akademie ohnehin schon angeboten hat. Die Magisterstudien geben damit Gelegenheit zur Vertiefung in verschiedensten Disziplinen und sollen die Entwicklung einer eigenständigen Position ermöglichen. Die neu eingerichtete Forschungsebene schließlich öffnet die Möglichkeit zu postgradualen Studien und fördert Interdisziplinarität."

Daraus ergeben sich unter anderem Ziele, die in einer Art "work in progress" umgesetzt werden sollen: Schaffung eines Dreistufensystems aus Bakkalaureat, Magisterium und Doktorat. Ausbau relevanter Forschungsbereiche sowie Entwicklung und Erschließung der Künste. Förderung der Interdisziplinarität. Förderung der langfristigen nationalen und internationalen Kooperation mit einer verstärkt europäischen Dimension durch Intensivierung der Mobilität, durch Kooperation mit anderen Hochschulen, durch integrierte Programme. Pflege der Kontakte zu Absolventen und Absolventinnen. (DER STANDARD Printausgabe, 22. Juni 2006)