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Kris Kristofferson

Foto: APA/EPA/WARREN TODA
Wien - Sein ewig bohrender Blick und die diesen umrahmende braune Lederhaut schaffen es, Sätze wie "Busted flat in Baton Rouge, waitin' for a train/feeling nearly faded as my jeans" mit jener Authentizität auszustatten, die sie brauchen. Diese Zeilen eröffnen Me And Bobby McGee, einen der bekanntesten Songs von Kris Kristofferson, der seinen 70. Geburtstag feiert.

Das "real-guy-image" verkörpert Kris Kristofferson auf über zwanzig Alben und in dutzenden Kino- und Fernsehfilmen. Den harten Kerl mit weichem Kern, aber auch den unbarmherzigen Bösewicht wie in dem Neo-Western Lone Star von John Sayles (1996). Ein Film, der den späten Kristofferson zum gefragten Charakterdarsteller machte.

So richtig begonnen hat Kristoffersons Karriere Ende der 60er-Jahre. Davor studierte der am 22. Juni 1936 in Brownsville, Texas, Geborene in Oxford Englisch und war Hubschrauberpilot in der US-Army. 1965 verließ er die Armee um Musiker zu werden, arbeitete unter anderem als Hausmeister bei CBS, wo man seine Songwriterqualitäten erkannte. Bald zählte er zu jenen Countrysängern, die in den 60ern unter dem Eindruck der Hippiebewegung und des Vietnam-Kriegs neue Inhalte in dieses Genre brachten. Kein Wunder, dass sich Johnny Cash als Förderer Kristoffersons einstellte, der 1970 mit dem lapidar Kristofferson benannten Album debütierte.

Die Stücke des linkspolitisch aktiven Songschreibers haben bis heute über 600 Künstler interpretiert - von Elvis über Cash bis zu Bob Dylan. Parallel zu seiner Musikkarriere begann er 1971 als Schauspieler. 1973 verpflichtete ihn Sam Peckinpah für Pat Garrett & Billy The Kid.

Peckinpah, fasziniert vom Wilden Westen und seinen Modifikationen in der Moderne, fand in Kristofferson die perfekte Symbiose dieser Vorlieben. Zum Mainstreamfilmstar wurde er jedoch an der Seite von Barbra Streisand mit A Star Is Born (1976).

In den 80ern war er neben Willie Nelson, Johnny Cash und Waylon Jennings einer der "Highwaymen" - die Alben dieser Supergroup vergisst man aber am besten. 1992 lieh er der irischen Popsängerin Sinead O'Conner seine Schulter, als sie bei einem Bob-Dylan-Tribute-Konzert von der Bühne gebuht wurde - ein Guter!

Das belegt er auch auf seiner im Frühjahr erschienen CD This Old Road (Hoanzl). Ein würdiges, reduziert instrumentiertes Alterswerk, auf dem auch die aktuelle US-Administration ihr Fett abbekommt. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.6.2006)