Wien - Die staatliche Förderbank austria wirtschaftsservice (aws) startet am 1. Juli mit der Umsetzung des von der Bundesregierung angekündigten Maßnahmen- und Förderpakets für Klein- und Mittelbetriebe (KMU) und Einpersonenunternehmen (EPU). Das Paket umfasst die Übernahme von Bürgschaften bei Mikrokrediten, die Erhöhung des Haftungsplafonds für Betriebsmittelkredite auf 80 Prozent und der Verdoppelung des Bürgschaftsrahmens beim "Double Equity"-Garantiefonds auf 2 Mio. Euro.

"Die Umsetzung des Mittelstandspaketes ist für die KMU ein sehr relevantes Thema", sagte der stellvertretende Generalsekretär der Wirtschaftskammer, Reinhold Mitterlehner, am Dienstag bei einem Pressegespräch in Wien. Damit könnte auch dem durch die letzte Steuerreform hervorgerufenen Eindruck begegnet werden, nur die großen Unternehmen hätten - etwa durch die Möglichkeit der Gruppenbesteuerung - was bekommen.

Mehrere Förderungen pro Betrieb

"Besonders kleine Kredite bis zu 25.000 Euro werden am Markt nicht ausreichend angeboten", meinte aws-Geschäftsführer Peter Takacs. Die aws fördert durch Übernahme eine Bürgschaft in Höhe von 80 Prozent des Kreditbetrages, bei Investitionskrediten bis zu einer Laufzeit von maximal 20 Jahren und bei Betriebsmittelkrediten bis zu maximal 5 Jahren. Bürgschaften und Kreditbetrag werden pro Unternehmen und Kalenderjahr gewährt, es können also pro Unternehmen auch mehrere Mikrokredite gefördert werden.

Bedingung für die Förderung ist, dass das Unternehmen weniger als 50 Mitarbeiter hat und maximal 10 Mio. Euro Umsatz bzw. Bilanzsumme aufweist. Ausgenommen sind Betriebe der Tourismus- und Freizeitwirtschaft, was mit Problemen in der Abwicklung begründet wird. Takacs rechnet mit jährlich rund 500 Anträgen und damit einem Fördervolumen von rund 10 Mio. Euro.

Tourismus ausgenommen

Der Rahmen für "Double Equity" wird ab 1. Juli auf zwei Mio. Euro erhöht. Mit dem Programm soll die Finanzierung von KMUs in der Gründungs- oder Frühphase durch Verdoppelung des Eigenkapitals erleichtert werden. Ausgenommen sind wieder Freizeit- und Tourismusbetriebe. Gefördert wird durch eine Kreditbürgschaft für bis zu 100 Prozent des Kreditbetrages. Eingereicht wird über das Kreditinstitut. 2005 haben 100 Unternehmen dieses Instrument in Anspruch genommen, für 2006 wird eine weitere Steigerung erwartet.

EPU-Beauftragter in der Wirtschaftskammer

Die Grenze zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern verschwimme immer mehr, führte Mitterlehner aus. Bereits 50 Prozent aller Kammermitglieder arbeiteten alleine. Mitterlehner schätzt, dass diese Unternehmer rund 10 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) erwirtschaften. Gemeinsam mit den Unternehmen mit bis zu zehn Beschäftigten seien es 90 Prozent. Die Zahl der Einpersonen-Unternehmen (EPU) sei auf rund 150.000 angestiegen, in den Sparten Informationstechnologie und Consulting betrage ihr Anteil bereits mehr als zwei Drittel. Sechs von zehn wollten auch weiter alleine bleiben. Die WKÖ habe auf diese Tendenz reagiert und seit drei Wochen einen Beauftragten für EPU eingesetzt, ihr Serviceangebot angepasst und werde ihre Interessenspolitik stärker auf Kleinstbetriebe ausrichten.

Die von der Regierung beschlossenen Fördermaßnahmen für Kleinunternehmen umfassen weiters den Verlustvortrag neu, der es allen Unternehmen drei Jahr lang ermöglicht, die Verteilung der Belastungen und Gewinne optimal zu verteilen, den 10 Prozent-Freibetrag für investierte Gewinne sowie die für die Umsatzsteuer relevante Erhöhung der Kleinunternehmensgrenze von 22.000 auf 30.000 Euro Umsatz.

Ab 1. Juli werde es für KMUs auch Verbesserungen im Bundesbeschaffungsgesetz geben, so Mitterlehner. In acht KMU-relevanten Beschaffungsgruppen müsse in Zukunft verpflichtende KMU-bezogen ausgeschrieben werden, etwa bei Reinigungs- und IT-Dienstleistungen, Büro und EDV-Artikeln, Lebensmitteln für Großabnehmern, Miettextilien und Elektronikgeräten inklusive deren Instandhaltung. Die Ausschreibung muss zumindest in zwei angrenzenden Bezirken erfolgen. (APA)