Der am Freitag festgenommene Prinz Vittorio Emanuele von Savoyen, Sohn des letzten italienischen Königs Umberto II., setzt das Rechtsanwälte-Team von Giulio Andreotti ein, um sich gegen die Vorwürfe der Korruption, Fälschung und Ausbeutung von Prostituierten zu verteidigen.

Der Rechtsanwalt des Hauses Savoyen, Piervito Bardi, wurde durch die Verteidiger Giulia Bongiorno und Fausto Coppi ersetzt, denen Andreotti den Freispruch vom Vorwurf der Mafia-Zugehörigkeit verdankt. Bongiorno und Coppi zählen zu den bekanntesten Rechtsanwälten in Italien.

Vittorio Emanuele beteuert Unschuld

Nach Angaben italienischer Medien hat der ehemalige Kronprinz bei der Vernehmung in der Strafanstalt von Potenza seine Unschuld beteuert. Er bestätigte zwar Verbindungen zum festgenommenen Unternehmer Rocco Migliardi, der sich mit illegalen Spielautomaten bereichert haben soll. Er habe von ihm jedoch kein Geld erhalten, um Spielautomaten ins Ausland zu bringen, wie die Ermittler behaupten. "Migliardi hat mir Geld für meine Wohltätigkeitsorganisationen gegeben", versicherte das Oberhaupt des entthronten Herrscherhauses.

Möglicher Kopf der Betrügerbande

Der aus der sizilianischen Stadt Messina stammende Migliardi hat dagegen gestanden, dem Königssohn 20.000 Euro gegeben zu haben, damit dieser bei der zuständigen staatlichen Behörde eine Erlaubnis für die Aufstellung seiner Apparate erwirke.

Nach Überzeugung des Untersuchungsrichters Alberto Jannuzzi ist der Sohn des 1983 im Genfer Exil verstorbenen Königs Umberto II. der Kopf einer Betrügerbande.

Drehscheibe Luganer See

Drehscheibe der illegalen Geschäfte war offenbar die am Luganer See gelegene Enklave Campione d'Italia, deren Bürgermeister, Roberto Salmoiraghi, ebenfalls verhaftet wurde. Im Spielkasino des drei Quadratkilometer großen Steuerparadieses kassierte der Ex-Thronfolger nach Überzeugung der Fahnder ebenso mit, wie bei der Vermittlung von Prostituierten an wohlhabende Gäste.

Prostituiertefür persönlichen Gebrauch

Vittorio Emanuele bestritt die Ausbeutung von Prostituierten. "Von den Prostituierten machte ich einen persönlichen Gebrauch. Ich habe stets Sex gegen Bezahlung bevorzugt, um keine Probleme zu haben", wurde der Prinz von der Mailänder Tageszeitung "Il Giornale" am Mittwoch zitiert.

Kritik aus der Familie

Inzwischen ist ein scharfer Streit innerhalb der Savoyerfamilie entbrannt. Die Schwester Vittorio Emanueles, Maria Gabriella, übte heftige Kritik an ihrem Bruder und warf ihm Verantwortungslosigkeit vor. Sie hatte ihn aufgefordert, auf seinen Prinzentitel zu verzichten. "Mit diesen Worten tötet Maria Gabriella ihren Bruder. Ich hätte mir dieses Verhalten nicht erwartet", kommentierte Vittorio Emanueles Ehefrau Marina Doria die Aussagen ihrer Schwägerin.

Jobs geegn Sex Am Mittwoch wurde erstmals Salvatore Sottile, Pressesprecher des Chefs der rechten Oppositionspartei Alleanza Nazionale (AN), Gianfranco Fini, vernommen. Sottile, der enge Beziehungen zum Prinzen hat, soll Frauen gegen Sex beim Sender RAI untergebracht haben. Der ehemalige Vizepremier Fini sagte, es gebe dafür keine Beweise. "Es handelt sich um einen politischen Angriff, und das Ziel bin ich." (APA)