Graz - Über die wohl größte Gewebesammlung weltweit verfügt das Institut für Pathologie der Medizinischen Universität Graz. Über drei Millionen Gewebeproben sind hier gelagert. Die Gewebebank wurde im Rahmen des österreichischen Genomforschungsprogramms "GEN-AU" aufgebaut und wird, wie nun bekannt gegeben wurde, auf weitere drei Jahre mit rund 1,77 Millionen Euro gefördert. Die Biobank soll international standardisiert werden.

Aus Proben erkrankten Gewebes lassen sich wichtige Informationen über die Entstehung einer Krankheit und ihren Verlauf gewinnen. Sie liefern Daten für die Entwicklung neuartiger Medikamente. Für eine statistisch sichere Aussage würden aber mehr verschiedene Proben benötigt als in einer Gewebebank vorhanden, sagte Kurt Zatloukal vom Institut für Pathologie der Med Uni. In der nun anlaufenden zweiten Phase des "GEN-AU"-Progamms sei geplant, diese Biobank als "Genome Austria Tissue Bank" (GATiB) nach internationalen Standards (OECD-Richtlinien) auszurichten.

Dabei müssten neben technisch-logistischen Voraussetzungen - wie Standardisierung der Abläufe bei Probennahme und -konservierung, Dokumentation, Analyse und Datenverarbeitung - besonders auch die unterschiedlichen sozialen, ökonomischen, ethischen und politischen Voraussetzungen in potenziellen Partnerinstitutionen berücksichtigt werden, so Zatloukal.

Forschungsschwerpunkte: Chronische Lebererkrankungen, Leberkarzinome und Brustkrebs

Dazu gehöre die Gewährleistung des Datenschutzes: "Wenn ein Patient der Forschung freiwillig eine so persönliche Spende zukommen lässt, darf er keine Nachteile daraus ziehen." Um dieses Ziel zu erreichen, werden im GATiB-Projekt Mediziner, Informatiker und Politikwissenschafter zusammenarbeiten. Forschungsschwerpunkte sind chronische Lebererkrankungen, Leberkarzinome und Brustkrebs.

Dass das Grazer Institut über eine solche Gewebebank verfügt, hat historische Ursachen: Das noch in der Monarchie geplante Universitätsklinikum war dazu bestimmt, die medizinische Versorgung der südlichen Regionen Österreich-Ungarns bis zur Adria zu gewährleisten. Später war diese Einrichtung für den ursprünglichen Versorgungsbereich viel zu groß. Deshalb wurden Gewebsproben nicht nur aus der Steiermark, sondern auch aus Teilen des Burgenlands und Kärntens zur Erstellung von Befunden nach Graz geschickt und auch archiviert. (APA)