München - Die Fluggesellschaft Emirates hält ungeachtet der erneut verzögerten Auslieferung des Airbus A380 an ihren Bestellungen für den doppelstöckigen Riesenjet fest.

"Wir ziehen eine Stornierung unserer Bestellungen nicht in Betracht. Wir haben darüber nicht nachgedacht", sagte ein Vertreter der Fluglinie mit Sitz in Dubai am Mittwoch. Emirates hat 43 A380 geordert und ist damit mit Abstand größter Besteller des vierstrahligen Flugzeugs, dass die Boeing 747 als größtes Passagierflugzeug der Welt ablösen soll.

Drohung mit Stornierung

Die weltgrößte Flugzeugleasing-Firma ILFC hatte mit der Stornierung ihres milliardenschweren Auftrags für zehn A380- Maschinen gedroht, nachdem der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS vor gut einer Woche wegen technischer Probleme erneute Lieferverzögerungen angekündigt hatte.

Emirates erklärte, sie sei von Airbus informiert worden, dass sich die Auslieferungen des A380 mit einem Listenpreis von 300 Mio. Dollar (239 Mio. Euro) um weitere sechs Monate verzögere. Nun sei zu erwarten, dass Emirates die erste Maschine im Jänner 2008 in Dienst stellen könne. Emirates setzt für seine Expansion stark auf den A380 wie auch auf den zweistrahligen Langstreckenjet Boeing 777-300ER und plant weitere Verbindungen nach Afrika und Südamerika. Die Fluggesellschaft erwägt auch einen Großauftrag für Airbus oder den Erzrivalen Boeing für mittelgroße Flugzeuge für bis zu 20 Mrd. Dollar.

Mögliche Entschädigungen

EADS war durch die Verzögerung bei dem prestigeträchtigen Projekt stark unter Druck geraten. Die Verzögerung könnte auch Entschädigungen nach sich ziehen. Emirates will in den nächsten Wochen mit Airbus darüber sprechen. "Ausgleichszahlungen sind eine Komponente, die dabei betrachtet werden wird", sagte der Emirates-Vertreter.

Die Verzögerung beim A380 wird den Gewinn der EADS, die 80 Prozent der Anteile des Flugzeugherstellers Airbus hält, in den kommenden vier Jahren unter anderem durch die erwarteten Ausgleichszahlungen mit zwei Mrd. Euro belasten. In die Kritik geraten ist auch EADS-Co-Chef Noel Forgeard, der bis vor einem Jahr die Entwicklung des A380 als Airbus-Chef verantwortet hatte und kurz vor der internen Bekanntgabe von Problemen bei dem Produktionsanlauf EADS-Aktien im Millionenwert verkaufte.

Mögliche Änderung des Aktionärspakets

Nach einem französischen Zeitungsbericht fordern Frankreichs Finanzminister Thierry Breton und die großen Privataktionäre von EADS eine stärkere Kontrolle des Konzerns über Airbus. "Diese Tochter, die 65 Prozent des Umsatzes und mehr als 80 Prozent des Gewinns von EADS beiträgt, könnte mit dem Mutterkonzern fusionieren", berichtete die Zeitung "Le Figaro", ohne Quellen zu nennen. Breton hatte im französischen Parlament erklärt, mit dem französischen Vorsitzenden des EADS-Verwaltungsrats, Arnaud Lagardere, über eine mögliche Änderung des Aktionärspakts gesprochen zu haben.

An der EADS halten der deutsche Autokonzern DaimlerChrysler sowie die französische Seite mit der Lagardere-Gruppe und dem Staat einen gleich großen Kapitalanteil. Das Machtgefüge bei EADS ist zwischen Deutschland und Frankreich sorgsam austariert, jede Seite kann ihren Vertreter in der Doppelspitze des Konzerns autonom benennen. Vor rund einem Jahr waren Forgeard und der Deutsche Tom Enders nach einem langen Machtkampf zu Vorstandschefs berufen worden. Sowohl Lagardere als auch DaimlerChrysler lehnten Stellungnahmen weiterhin ab. (APA/Reuters)