Das Medienimperium von Italiens Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi strebt mit Macht auf den französischen Markt. Der italienische Verlag Mondadori erhielt den Zuschlag für die zum Verkauf stehende Pressegruppe Emap France. Das von Berlusconis Fininvest-Holding kontrollierte Verlagshaus erwarb die französische Filiale des britischen Emap-Konzerns für 545 Millionen Euro, wie Mondadori am Montagabend mitteilte. Der Kaufpreis entspreche dem Unternehmenswert. Analysten zufolge liegt er am unteren Ende der geschätzten Preisspanne. Auch die Bertelsmann-Tochter Gruner + Jahr hatte sich für den Zukauf von Emap France interessiert.

Starker europäischer Pol

Mit dem Zusammengehen von Mondadori und Emap France entstehe ein "starker europäischer Pol" auf dem Zeitschriftenmarkt, sagte Fininvest-Präsidentin Marina Berlusconi. Mit dem wirtschaftlichen Engagement in einem "wichtigen Land wie Frankreich" solle die Marke "Made in Italy" in der Verlagsbranche zum Exportschlager werden. Der italienische Verlag hatte Emap France bereits länger als "ideales Ziel" für seine Expansion ins Ausland erwogen. Mondadoris Aktiviäten waren bisher auf Italien beschränkt gewesen. Das Unternehmen gehört zu 50,2 Prozent dem Fininvest-Konzern und kontrolliert mit rund 50 Titeln rund 36 Prozent des Zeitschriftensektors in Italien.

Das Portefeuille des Verlags umfasst Wochenzeitschriften wie "Panorama", aber auch Fernsehzeitschriften sowie Männer- und Frauenmagazine. In einem ähnlichen Themenspektrum publiziert auch Emap France, das in Frankreich 43 Zeitschriftentitel herausbringt, darunter Frauenzeitschriften wie "Biba", "Modes et Travaux" und "Closer", das Lifestyle-Magazin "Max" sowie Fernsehzeitschriften und Spartenmagazine aus den Bereichen Auto, Sport, Hobby, Gesundheit und Populärwissenschaften. Emap France beschäftigt 1.240 Angestellte. Das Unternehmen machte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 440 Millionen Euro. Die britische Emap hatte im Februar den geplanten Verkauf der französischen Filiale angekündigt.

Mondadori wird 545 Millionen Euro zahlen

Den Angaben zufolge wird Mondadori die Kaufsumme von 545 Millionen Euro aus liquiden Mitteln und Krediten bezahlen. Über die genauen Zahlungsmodalitäten wurde zunächst nichts mitgeteilt. Berlusconis Fininvest-Gruppe hatte Mondadori im Jahr 1991 übernommen. Berlusconis älteste Tochter Marina fungiert seit dem Tod von Leonardo Mondadori 2003 auch als Verlagschefin. Das Unternehmen machte 2005 1,66 Milliarden Euro Umsatz und fuhr dabei einen Nettogewinn von 115 Millionen Euro ein. (APA)