Wien - Für den ebenso einflussreichen wie umstrittenen US-Ökonomen Jeremy Rifkin ist die EU - und nicht Amerika - das Modell der Zukunft. Allerdings müssten die Europäer noch davon überzeugt werden, erklärte Rifkin in einem Interview mit der Tageszeitung "Die Presse".

Die Europäer zweifelten gerne an sich, räumte Rifkin ein. "Die EU gilt aber weltweit - in Asien, in Lateinamerika - als Vorbild. Es ist die erste politische Gemeinschaft, die auf Frieden beruht. Es ist das ehrgeizigste politische Projekt der Geschichte", so der Wirtschaftswissenschaftler. Natürlich sei der europäische Traum noch nicht verwirklicht. "Es gibt ihn ja erst seit drei Generationen."

Radikale Alternative

"Der amerikanische Traum jedenfalls ist ausgeträumt. Nicht einmal die Hälfte der US-Bürger glaubt mehr daran. Das hat Gründe: In den 60er Jahren waren wir das Land mit der größten Mittelklasse der Welt. Heute rangieren wir in Statistiken über Einkommensunterschiede auf Platz 24. Das europäische Modell bietet auch uns eine radikale Alternative", meinte Rifkind, der an der renommierten Wharton School of Economics lehrt.

Der umstrittene Experte ist Berater diverser Regierungen und der EU-Kommission. Seine Bestseller, etwa "Der europäische Traum" (2004), sorgen regelmäßig für Kontroversen. Unter Verfechtern neoliberaler Gesellschafts- und Wirtschaftskonzepte stößt Rifkin auf heftige Kritik. (APA)