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Nach einem Exportwachstum von 4,6 Prozent im Vorjahr legten die Ausfuhren heuer in den ersten drei Monaten um 16,5 Prozent zu.

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Wien - Nach einem "nahezu wolkenlosen" Startquartal sei für das Gesamtjahr 2006 mit einem realen Industriewachstum von 6 Prozent zu rechnen. Die Beschäftigung werde bei einer "schwarzen Null" stagnieren. Dies betonte der Geschäftsführer der Bundessparte Industrie in der Wirtschaftskammer (WKÖ), Wolfgang Damianisch, am Montag bei einer Pressekonferenz.

Im ersten Quartal 2006 werde nach den vorliegenden Zahlen mit einem nominellen Produktionswachstum von 11 Prozent gerechnet, was inflationsbereinigt einem Plus von 9,5 Prozent entspricht. Getragen wurde die gute Entwicklung von den Exporten. Nach einem Exportwachstum von lediglich 4,6 Prozent im Vorjahr legten die Ausfuhren heuer in den ersten drei Monaten um 16,5 Prozent zu. Die Auftragseingänge wuchsen im ersten Quartal im Jahresvergleich um 6,5 Prozent.

Mit einem Plus von 14,2 Prozent oder um 1 Mrd. Euro haben sich im ersten Quartal die Exporte nach Deutschland besonders günstig entwickelt. Die Ausfuhren nach Italien stiegen um 15,2 Prozent, bei den Exporten nach Amerika wurde sogar ein Plus von 29,5 Prozent erzielt. Als "Wermutstropfen" bezeichnete Damianisch jedoch die etwas schwächerer Inlandsnachfrage. Während die Auslandsaufträge der Industrie im Vorjahr um 7,5 Prozent gewachsen sind, stieg die Inlandsnachfrage im selben Zeitraum nur um 2,9 Prozent. Hier bestehe Nachholbedarf, so Damianisch.

Sinkende Beschäftigung trotz guter Entwicklung

Trotz der guten Entwicklung im ersten Quartal werde die Industrie-Beschäftigung in den ersten drei Monaten weiter sinken. Im Vorjahr nahm die Mitarbeiterzahl im Jahresdurchschnitt um 1,1 Prozent oder um 4.467 Betroffene auf insgesamt 412.546 Industriebeschäftigte ab. Im ersten Quartal 2006 erwartet die Industrie einen weiteren Rückgang um einen halben bis ein Prozent. In den Vorjahresquartalen ist die Beschäftigung um 1,1 Prozent (1. Quartal), 0,9 (2. Quartal), 2,0 (3. Quartal) und um 1,3 Prozent (4. Quartal) zurückgegangen. Ausschlaggebend für die Beschäftigungsrückgang seien die hohen Arbeits-, Rohstoff- und Energiekosten. Außerdem habe es auch Auslagerungen von Beschäftigten in andere Sparten gegeben.

Zu den kommenden Lohn- und Gehaltsverhandlungen im Herbst betonte Damianisch, Ziel sei es, "mehr Realität in die Verhandlungen zu bringen" und von der derzeit herrschenden "Rasenmähermethode" wegzukommen. Bei den künftigen Verhandlungen sollte mehr als bisher differenziert werden, wobei die Inflationsrate eine Orientierungsgröße bleiben solle. Dies sei derzeit Gegenstand von Verhandlungen. Der Obmann der Industriesparte in der WKÖ, Wolfgang Welser, hatte wie berichtet erst Mitte Mai ein mögliches Modell skizziert. Dieses sieht vor, bundesweit die Inflationsrate abzugelten und den Rest über eine Einmalzahlung im Februar auf Betriebsebene zu leisten.

Zusätzliche Bundesmittel erwünscht

Von Bund und Ländern wünscht sich die Industrie bis 2010 zusätzliche öffentliche Bundesmittel von insgesamt 1 Mrd. Euro für Forschung und Entwicklung (F&E). Nur so könne man das Ziel einer Forschungsquote von 3 Prozent erreichen, sagte Damianisch. Die gesamten nationalen Ausgaben für F&E werden heuer 6,24 Mrd. Euro betragen, dies bedeute eine Steigerung um 7,9 Prozent gegenüber 2005. Damit werde sich die Forschungsquote von 2,35 im Vorjahr auf 2,43 Prozent erhöhen. Trotz des Zuwachses werde damit das Regierungsziel von 2,5 Prozent nicht erreicht.

Erfreulich sei zwar, dass die gesamten Forschungsausgaben heuer stärker als das BIP wachsen werden (plus 7,9 Prozent gegenüber 2005), trotzdem werden noch immer mehr als 63 Prozent der gesamten Forschungsausgaben vom Ausland und den Unternehmen finanziert, so Damianisch. Handlungsbedarf bestehe vor allem auf Seiten der Bundesländer. Deren F+E-Ausgaben seien 2006 nämlich nur mit 2,5 Prozent unterdurchschnittlich. Gerechnet mit einer Forschungsquote von drei Prozent müssen sämtliche Budgets in den kommenden vier Jahren jeweils um jährlich 10 Prozent erhöht werden. Für die neun österreichischen Bundesländer bedeutet dies, dass sie zusammen bis 2010 um insgesamt 250 Mio. Euro mehr in F&E investieren müssen. (APA)