Nowotny: Insofern, als zwei neue Elemente drin enthalten sind: Das eine sind die Joint Technology Initiatives und das andere ist das European Research Council (ERC). Das ist der Teil des Rahmenprogrammes, der ausschließlich für die Grundlagenforschung auf EU-Ebene vorgesehen ist.
derStandard.at: Wie war das bisher geregelt?
Nowotny: Bisher hat Grundlagenforschung nur in den Mitgliedsstaaten stattgefunden, auf EU-Ebene kam das nur langsam durch die Hintertür. Die sechs früheren Rahmenprogramme drehten sich um Forschung, die der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie von Nutzen war.
derStandard.at: Wer kann am ERC forschen, und unter welchen Voraussetzungen?
Nowotny: Neu ist, das auch die Sozial- und Geisteswissenschaften dazu kommen. Das ERC wird jährlich rund eine Milliarde Euro zur Verfügung haben, es gibt keine thematischen Vorgaben für die ForscherInnen. Es gibt auch nicht die üblichen formalen Kriterien, es geht ausschließlich um wissenschaftliche Exzellenz.
Zur Zeit wird die Organisation in Brüssel aufgebaut. WissenschafterInnen aus aller Welt können sich beteiligen. Man muss nur an einer Institution arbeiten, die sich innerhab der EU befindet. Wir haben momentan sehr viele junge Europäerinnen, die in den USA arbeiten. Es ist denkbar, dass einige von ihnen wieder zurückkommen, wenn sie auch in der EU diese Chancen sehen. Das wäre wichtig, damit es keinen "brain drain" sondern eine "brain circulation" gibt.
derStandard.at: 7 Jahre wir das Rahmenprogramm dauern - kann in dieser Zeit einiges erreicht werden?
Nowotny: Ich glaube schon. Man kann bei der Grundlagenforschnung nie im vorhinein wissen was dabei herauskommt und wann etwas herauskommt. Andererseits kann man wirklich sagen, ohne Grundlagenforschung bleiben wir stecken. Wir hoffen, dass in Europa eine Aufbruchstimmung gerade bei den Jüngeren entstehen wird.
derStandard.at: Wie ist die Situation in Österreich?