Kein Zweifel, Microsoft-Gründer und Mastermind Bill Gates ist nicht der Pate der Informationstechnologie. Dennoch bedient sich sein Software-Konzern fragwürdiger Methoden, die Kritiker an jene der "Cosa Nostra" erinnern. Computerhändler und -hersteller werden mit extrem harten Verträgen an das Betriebssystem Windows gekettet. So müssen Hersteller Lizenzgebühren berappen, egal ob PCs mit oder ohne die Software verkauft werden. Software-Firmen wurden bei mangelndem Wohlverhalten von technischen Informationen abgeschnitten, mit gnadenlosen Preiskämpfen niedergerungen oder einfach aufgekauft. Kaum ein Produkt aus dem Hause Microsoft wurde in selbigem auch ersonnen: Das Urgestein der Windows-Produkte, das Betriebssystem DOS, wurde größtenteils zugekauft, die Optik von Windows 95 augenscheinlich von Apple abgekupfert. Microsoft-Gründer Gates persönlich ordnete an, Umfragen zu manipulieren. E-Mails belegten dies im Prozess gegen Microsoft im Jänner 1999. Zwei Videos aus der Konzernzentrale in Redmond wiederum sollten die "natürliche Verbindung" von Windows und der Internetsoftware Explorer beweisen. Auch diese erwiesen sich als manipuliert. Das kostenlos erhältliche Betriebssystem Linux, Konkurrenz für Windows, wird beständig mit Halb- und Unwahrheiten madig gemacht, Technologie-Aktien schickte man mittels wohl überlegter Sager der Microsoft-Chefetage in den Keller. Anwender von Windows 98 wurden ohne deren Wissen über das Internet ausspioniert, mit einer Seriennummer versehen, ihre persönlichen Daten an die Konzernzentrale übermittelt. Über ein Jahrzehnt waren die amerikanischen Wettbewerbshüter Microsofts Praktiken auf der Spur. Nun setzten sie endlich dem Software-Riesen einen gezielten Schuss vor den Bug: "So nicht weiter." Ein klares Signal, das sich an die gesamte Informationstechnologie-Branche richtet. Richter Thomas Penfield Jacksons historische Entscheidung bringt den Vorteil, Microsoft in "Baby-Bills" aufsplitten zu können - nach dem Vorbild der Aufspaltung des US-Telefonkonzerns AT&T in die so genannten "Baby-Bells" Anfang der Achtzigerjahre. Vorteile für den Software-Giganten selbst und seine Konkurrenz in einem heiß umkämpften Markt. Die Offenlegung des Windows-Quellcodes - der Grundbausteine also dieses Betriebssystems - würde Funktionen transparenter machen. Und könnte vielleicht das Vertrauen in die Software steigern. Mitbewerber wie die führende Linux-Firma Red Hat schätzen das Urteil positiv für die Entwicklung alternativer Betriebssysteme ein. Die Anwender brauchen "coole" Produkte - und keine eiskalten Geschäftsmethoden. Markus Sulzbacher ist Redaktionsmitglied von derstandard.at