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Sondereinheit der srilankischen Armee 20 Kilometer nördlich von Colombo.

Foto: APA/EPA/M.A. PUSHPA KUMARA
Colombo - Bei einem Seesgefecht zwischen tamilischen Rebellen und Regierungssoldaten sind am Samstag in Sri Lanka bis zu 51 Menschen, darunter auch sechs Zivilisten, ums Leben gekommen. Das Verteidigungsministerium in Colombo erklärte, mindestens 30 Aufständische der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) und bis zu 15 Soldaten seien getötet worden, als die Rebellen mit etwa einem Dutzend Booten vor der nordwestlichen Insel Mannar Kriegsschiffe der Armee angegriffen hätten. Die Europäische Union rief die Konfliktparteien zu einem Ende der Gewalt auf. Allein in den vergangenen Tagen wurden mehr als hundert Menschen bei Gewaltakten getötet.

Unterschiedliche Angaben

Regierung und Rebellen widersprachen sich gegenseitig mit Angaben zum Tod der Zivilisten. Die Tamilen-Website Tamilnet.com erklärte, Soldaten hätten eine Granate in eine Kirche abgefeuert. Dabei seien eine Frau getötet und 44 weitere Menschen verletzt worden. Die Armee habe zudem vier Fischer getötet.

Das Verteidigungsministerium erklärte hingegen, die Rebellen hätten auf einen Posten der Küstenwache eine Mörsergranate gefeuert und die Marinebasis in Mannar angegriffen. Dabei sei auch die Kirche beschädigt worden, in der die Zivilbevölkerung Zuflucht gesucht habe. Nach seinen Angaben starben sechs Zivilisten im Kreuzfeuer. Das Verteidigungsministerium erklärte weiter, die Marine habe Kampfhubschrauber zu Hilfe gerufen. Acht der Tamilenboote seien zerstört worden, die Marine habe drei Schiffe verloren.

EU forderte Ende der Gewalt

Die Europäische Union rief beide Seiten zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf, um "einen sofortigen Waffenstillstand" auszuhandeln und eine "dauerhafte politische Lösung" zu erarbeiten. Die srilankesische Bevölkerung müsse "von der Last des Dauerkonflikts" befreit werden.

Waffenstillstand

Der offizielle Waffenstillstand zwischen Regierung und Rebellen besteht schon seit Monaten nur noch auf dem Papier. Am Donnerstag waren bei einem Anschlag auf einen Bus 64 Menschen getötet und 80 verletzt worden. Die Regierung machte die LTTE verantwortlich; die Befreiungstiger bestreiten dies. Am Samstag erklärten sie erneut, sie seien für den Tod der Passagiere nicht verantwortlich. Der Anschlag auf den Bus war der blutigste seit zehn Jahren. Die Armee bombardierte daraufhin Rebellenstellungen. Die LTTE drohte mit Vergeltung, sollten die Angriffe fortgesetzt werden.

Die Anzeichen mehren sich, dass der ohnehin brüchige Friedensprozess auf Grund der jüngsten Vorfälle vollends zusammenbrechen könnte. Die Befreiungstiger von Tamil Eelam kämpfen seit 1972 für die Unabhängigkeit der von der tamilischen Minderheit bewohnten Gebiete. Seither wurden mehr als 60.000 Menschen getötet. Unter Vermittlung Norwegens einigten sich LTTE und Colombo 2002 auf einen Waffenstillstand. Die Gespräche liegen seit April 2003 jedoch auf Eis. (APA/Reuters/dpa)