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Foto: Archiv

Running Sushi (japanisch "Kaiten-Sushi") fahren seit rund fünf Jahrzehnten durch die kulinarische Welt. Genauer gesagt seit 1958, denn da eröffnete Yoshiaki Shiraishi in Osaka das erste Lokal mit dieser Serviertechnik. Geplagt von ständigem Personalmangel und daher endlosen Warteschlangen von hungrigen Gästen entwickelte der findige Japaner ein rundläufiges Förderband - und war mit einem Schlag seine Sorgen los. Nonstop fährt seitdem der Sushi-Express, beladen mit allerlei Köstlichkeiten und einer Geschwindigkeit von acht cm/s vorbei an Esswilligen, die mit keinerlei Wartezeit zu rechnen haben und sich noch dazu selbst bedienen können.

In Europa öffneten Mitte der 90er-Jahre die ersten Running-Sushi-Bars ihre Pforten. In Wien gibt es mittlerweile rund zwanzig Lokale dieser Art, die meisten funktionieren nach dem "all you can eat"-Prinzip. Als japanisches fast-food werden die rotierenden Tellergerichte übrigens zu Recht und im wahrsten Sinne des Wortes bezeichnet: Aufenthaltsbeschränkungen in Kaiten-Sushi-Lokalen sind zumindest in ihrem Herkunftsland keineswegs die Ausnahme - für 16 Sushi (acht Teller) darf man in der Regel maximal 30 Minuten verweilen, schafft man mehr, zehn Minuten länger.

Die Kriterien

Zeitlimits fanden wir hierzulande keine. Das Testteam war hingegen häufig mit dem umgekehrten Szenario konfrontiert: Viele Speisen fuhren gut 30 Minuten und länger im Kreis, bevor sich Abnehmer dafür fanden oder sie endlich ausrangiert wurden. Auch wenn sich Kühlung und Heizung auf den Laufbändern verbessert haben mögen und in den meisten Lokalen die verschiedenen Gerichte mit Plastikglocken vor dem Fahrtwind geschützt werden, so ist doch reißender Absatz der beste Garant für die Qualität, den guten Geschmack und die richtige Temperatur der Speisen, insbesondere der Sushi. Die Frische der Gerichte war daher sowohl aus gesundheitlicher als auch aus kulinarischer Sicht die absolute Nummer eins unter den Test-Kriterien.

Manche Lokale boten eine erstaunlich große Speisenauswahl. Was im ersten Moment erfreulich klingt, führt aber zu Magenkrämpfen, wenn sich Schnitzerl und Biskuitroulade auf Kosten von Sushi und Sashimi breit gemacht haben. So manches getestete Restaurant wurde dem Namen "running sushi"jedenfalls kaum noch gerecht , was ebenso in die Wertung einfloss wie das Ambiente des Lokals und das Preis-/Leistungsverhältnis.

Die Ergebnisse

Okiru Running Sushi

Lugner City, 1150 Wien

Unangefochten die Nummer Eins unseres Tests. Kein Lokal konnte auch nur annähernd mit Qualität und Vielfalt dieses Kandidaten mithalten. Die TesterInnen fanden sogar, dass Okiru viele "normale"Sushibars abhängt. Das extrem lange, schlichte Laufband (kein zweistöckiger Aufbau mit verschiedenen Klimazonen) erstreckt sich in alle Winkel des Lokals. Gut zehn Köche stehen mitten drin, kochen und fertigen auf Hochtouren immer neue Leckereien und kommen trotzdem kaum nach, die leeren Meter wieder aufzufüllen. Dabei hält das Angebot, was der Name verspricht: Bei den Sushi allein zählten wir acht verschiedene Varianten, und zwar keine kalten Reisklötze, sondern alle frisch und wohltemperiert. Auch Maki kamen uns in einer unerwarteten Vielfalt entgegen, wobei jene mit schwarzem Reis und Thunfisch für uns ein köstliches Novum darstellten. Nicht genug damit: Meeresfrüchtesalat, gratinierte Muscheln, würziger Curryreis, Sojabohnensalat, knusprige Teigtaschen mit Shrimpsfüllung und Yaki Gyoza, allesamt vorzüglich und direkt vom Herd aufs Band, ließen die Herzen höher schlagen. Das alles gibt's an Wochenenden von 11 bis 17 Uhr um 9,90 Euro, danach um 13,80 Euro, an den anderen Wochentagen ist alles um rund zwei Euro billiger. Einzig die schlechte Lüftung im Lokal, die einen nachher selbst frittiert riechen lässt, verhindert die Höchstnote. 9,5 Punkte

Issey Japanisches Restaurant

Auhof Center, 1140 Wien

Auch dieser Kandidat hat sich einen Platz auf dem Stockerl verdient, obwohl das Einkaufzentrum rundherum nicht gerade einladend ist. Doch mit einer kurzen Shopping-Pause verträgt sich der Fastfood-Charakter eigentlich ganz gut. Durch die Location im EKZ ist eine Seite des Lokals immer ganz geöffnet, was zu einer besseren Belüftung beiträgt. Auch die Kundenfrequenz wird damit - jedenfalls am Testsamstag - so hoch, dass das Lokal voll und die Verweilzeit der Speisen auf dem Band kurz ist. Die Qualität kam daher derjenigen "herkömmlicher"Sushi fast gleich; wir angelten sogar Exemplare, die noch nicht Einheitstemperatur angenommen hatten, sondern handwarmen Reis und kalten Fisch boten. Ebenso erfreulich: die Freundlichkeit der Bedienung, die auf die Frage "Gibt's auch wieder Teka-Sushi?"letztere gleich direkt an den Platz servierte. Auch die Einzelverrechnung empfanden wir als angenehmer als die sonst übliche "eat all you can"-Fressverführung, und für Unersättliche wird nach dem zehnten Teller auch bei Issey nichts mehr verrechnet. Bis dahin kostet jeder Teller zwei Euro, wobei der vierte und der achte Teller gratis sind. Kinder zahlen bis zum sechsten Teller. Zur Qualität trägt auch bei, dass das Band in der Mitte des Lokals läuft und man das Personal daher beim Be- und Entladen des Bandes beobachten kann; so hat man zumindest nicht das Gefühl, endlos rotierende Gammelware zu erhalten. Einziger Minuspunkt: Es gibt hier keine eigenen Toiletten, sondern nur das Kaufhausklo, daher besser nur zum Essen hingehen... 7,7 Punkte

Tokyo Running Sushi

Döblinger Hauptstraße 50, 1190 Wien

Maki, Sushi, Hummerchips, Frühlingsrollen und vieles mehr kann man hier bis zum Umfallen zu einem Fixpreis von 15,25 Euro pro Person futtern, in gemütlicher Atmosphäre und vor allem mit genügend Platz! Im lachsfarbenen Lokal hat man auf unnötigen Schnickschnack verzichtet. In der Laufbandschlaufe fabriziert der Koch immer neue Fischgerichte. Abgedeckt mit einer Plastikglocke werden sie sofort auf den "Steg"geschickt. Die warmen Speisen kommen direkt aus der sehr offen gestalteten Küche. "Wir haben nichts zu verbergen", scheint das Motto zu sein. Auch nicht die Gauloises Blondes, die sich dort neben Reiskocher, Spülmittel und noch zu versorgendem Geschirr türmen. Offenheit ist zwar super, wäre aber gepaart mit ein wenig Ordnung noch weit ansprechender, befand das Testteam (übrigens auch nach dem Besuch der Toiletten). An den zahlreich verkosteten Häppchen fanden unsere JurorInnen - vom Fettanteil der knusprigen Ente und dem allzu sehr al dente zubereiteten Reis abgesehen - nichts zu bemäkeln. Ein "Ablaufdatum"gab es allerdings für keine der Speisen, auch nicht für den rohen Fisch: Alles, was nicht gegessen wurde, fuhr bis zum bitteren Ende, der Sperrstund', im Kreis.6,8 Punkte

Hanil Running Sushi

Rechte Wienzeile 7, 1040 Wien

Mit "Essen soviel man will um 12,99 Euro"lockt diese Sushibar von außen ihre Kunden. Für nicht allzu langes Verweilen sorgt die Atmosphäre innen. Ob kräftig lachsfarbene Wände mit Schieferimitat und Kunst-Efeudekoration jedermanns Sache sind, sei dahingestellt. Das Juroren-Team stößt sich vielmehr an den herumstehenden Plastikwannen, den nicht funktionierenden Lichtspots und vor allem den desinteressierten Kellnerinnen. Weiters sollte man möglichst wenig Platz für sich zu beanspruchen, will man nicht auf unliebsame Tuchfühlung mit dem Sitznachbarn gehen. Kommt man alleine oder zu zweit, wird man auf die rechte Seite des schlauchförmigen Lokals verwiesen, wo man frontal zum zweistöckigen Förderband sitzt, das unten kalte und oben warme Speisen befördert. Die obere Ebene (Hühner-Teriyaki, gebratene Bananen und mehr) erhitzt die Speisen ebenso wie die Köpfe der Gäste - nach kurzer Zeit steht uns der Schweiß auf der Stirn. Die Auswahl ist abwechslungsreich, geschmacklich und optisch kann das Testteamallerdings große Unterschiede zwischen jenen Sushi ausmachen, die eben nachgefüllt wurden, und jenen, die schon einige Runden gedreht haben. Auf die Frage, wie lange denn die Speisen am Band bleiben, wenn sie nicht gegessen werden, antwortet die Kellnerin erstaunt: "Weiß ich nicht."5,2 Punkte

Sunrise Wok Asia Restaurant u.a.

Vienna Twin Tower, 1100 Wien

25.5.2006, Feiertag, 13 Uhr: Die Wienerberg Türme sind nahezu ausgestorben. Nur im Sunrise sind alle Tische rund ums Laufband besetzt. Das Lokal ist großräumig angelegt, wirkt dezent und sehr sauber. Das Ambiente ein wenig nüchtern, die riesigen Kunstbäume mit grellen Plastikorangen steigern die Wohlfühlatmosphäre nicht wirklich. Im Doppeldeckersystem fahren oben die warmen und unten die hier wirklich eiskalten Gerichte vorbei - für pauschal 11,70 Euro. Ob es am defekten Thermostat liegt oder an der Hoffnung auf bessere Konservierung: Die Temperatur ist eindeutig zu niedrig eingestellt. Die Schiebetürchen in der unteren Etage sind wir bemüht, nach jeder Entnahme rasch wieder zu schließen, weil das ausströmende Polarlüftchen nicht zur Behaglichkeit beiträgt. Dem Geschmack der Speisen ist es auch nicht zuträglich. Die Sushi sind aufgrund der Kälte sehr kompakt und fest, die Kappamaki ebenso. Enttäuscht war das Testteam von der bescheidenen Auswahl an Sushi und Maki: Während unseres ganzen Aufenthalts wurde nur eine Sorte Maki (nämlich mit Gurke) und zwei verschiedene Sushikombinationen (Lachs/Krabbenersatz und Lachs/Butterfisch) serviert.

Von einem Teller wollte niemand mehr den Butterfisch kosten, weil er einen eher welken und "angekrustelten"Eindruck machte. Erfreulicher war das Verkostungsergebnis bei den warmen Speisen: Yaki Gyoza mit Fleisch und Zwiebeln gefüllt sind ebenso bekömmlich wie die Muscheln, Scampi und Reisgerichte. Hervorgehoben sei noch die beachtliche Menge an verschiedenen Hühnervariationen: Von Yaki Tori über Chicken Tepan Yaki und frittierte Chickenwings bis hin zu Nudeln mit Hühnerstückchen wurde viel Verschiedenes geboten. Was unser Test-Team zu m Urteil veranlasste: "Wohl mehr running chicken als running sushi."5,1 Punkte (DER STANDARD, Printausgabe vom 17./18.6.2006)