Ron Arads Las-Vegas-Visionen in Rimini - das Ergebnis: Das Spiel beginnt bereits an der Rezeption im duoMo Hotel.

Foto: duoMO-Hotel
Es ist nun leider so, dass Peter Cornelius im duoMo Hotel vermutlich nicht richtig am Platz wäre. Es könnte nämlich durchaus sein, dass Cornelius, in Reminiszenz an früher gespendetes Austrobarden-Liedgut, schon am Eingang zum jüngsten adriatischen Designerhotel-Upgrading scheiterte. Beziehungsweise freiwillig und von sich aus schlicht den Zutritt verweigerte. Denn das Hotel im historischen Zentrum der Stadt, vor dessen Fassade Riminis Seitenblicker die Hälse momentan besonders weit aus den Versace-Hemdkrägen recken, tut genau das, was Cornelius schon in den Achtzigern nicht besonders wollte: nämlich gerollt werden "wie de Kugel von an Flipper". Und genau das passierte den Gästen des duoMo beim Entrée. Tilt.

Nicht eben lauschiger Presserummel war dem vorangegangen, zumal im Design-verrückten Italien. Dass mit dem Starentwerfer Ron Arad einer der ganz Großen der Interieur-Szene zum Hotelbau verpflichtet werden konnte, schlug nämlich Wellen auch jenseits der Beachparty-Sandstrände. Und spätestens zur Eröffnung im März dieses Jahres stand überdies fest, wer dabei ein Freispiel gewonnen hatte: nämlich die Stadt Rimini selbst. Schließlich brachte Arad bereits mit der Gestaltung der Tür des duoMo, die an ein überdimensioniertes Flipper-Tor erinnert, die Corporate Identity der Stadt auf den Punkt: Spaß. Spiel. Zufälliges Touchieren von anderen Nachtschwärmern möglicherweise. Unberechenbar wie der Lauf der Flipperkugel sollen die Wege der Gäste in der Nachtleben-Hochburg Rimini ja immerhin ausfallen.

Sandhochburg

Da kann freilich auch etwas Kultur zur Beruhigung nicht schaden. Nicht dass Rimini das nicht bereits vor dem Bau des duoMo für sich verbucht hätte: Baukunst-Wettbewerbe (das Sandburgenbau-Festival im angrenzenden Viserba), abgedrehte Erlebnis-Architektur (Luna Park und Gokart-Pisten bei Riminiterme) beweisen das zur Genüge. Und schrill ist ja auch der kulturelle Übervater des adriatischen Las Vegas: Federico Fellini, der prominenteste Sohn der Stadt, der seinen saftig opulenten Stil auf Riminis Substrat entwickelte, und der "sein Rimini" im filmischen Schaffen rekonstruierte - auch auf ihn ist man hier stolz, und zählt reale Orte, die in "Amarcord" und anderen Streifen auftauchten, nicht ganz zu Unrecht zu den Attraktionen der Stadt.

Das märchenhafte "Grand Hotel" neben der heutigen Piazzale Fellini, ein exzellenter Ort im Fantasiereich des Regisseurs, findet so gesehen mit dem neuen Hotel duoMo eine zeitgemäße Neuauflage. Denn bei der eingangs erwähnten Flipper-Pforte macht das zwischen Hedonisten-Community und entrückter Künstlichkeit taumelnde, neue Aushänge-Designhotel der Disco-Stadt ja keineswegs halt. Erwischt man das Entrée gut, so zielt man schnurstracks auf einen überdimensionierten Chromring zu, der nach 10.000 Flipper-Bonuspunkten aussieht, und sich als Rezeption entpuppt. Grelle Farben, viel Kunststoff und weich gezogenes Corian rund um die Jacuzzi-Biotope der Suiten prägen die weitere Innenarchitektur. Fluoreszierende Farben und raffinierte Lichtsysteme lassen kein bisschen quälende Disco-Abstinenz aufkommen. Und das gilt natürlich auch für die Bar des Hauses.

Die Bronze-Haut, die einen Teil der Fassade überspannt, und so auch an die Beach-Bräune der gestandenen Rimini-Fashionistas erinnert, zieht sich von außen bis in die Tiefen der noMi Bar hinein. Wobei Letztere neue Ufer anpeilt. "Fjorde" nennt man nämlich die markanten Buchten des Tresens. DJs von Miami, Ibiza und New York sollen hier auflegen. Der Rest ist solide Selbst-Spiegelung, wie gehabt: Aufpolierter Stahl ist dafür gerade hart genug. (Der Standard, Printausgabe 17./18.6.2006)