Der niederländische Fernsehproduzent John de Mol und die Firma Mediaset um den früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi sind Kreisen zufolge am Kauf der Fernsehproduktionsgesellschaft Endemol interessiert. Es gebe bereits entsprechende Gespräche, allerdings in einem sehr frühen Stadium, sagte eine mit der Situation vertraute Person am Freitag. Die niederländische Zeitung "Het Financieele Dagblad" berichtete, die Gruppe sei bereit, je Endemol-Aktie 14 Euro zu zahlen, was die Firma mit 1,75 Milliarden Euro bewerte.

John de Mol war 1994 Mitgründer von Endemol, die im Jahr 2000 an den spanischen Telefon-Konzern Telefonica verkauft wurde und De Mol so zum Milliardär machte. Telefonica hat schon 22,3 Prozent der Endemol-Anteile verkauft und erklärt, möglicherweise auch seine restlichen Papiere zu veräußern. Endemol brachte weltweit erfolgreiche TV-Programme wie "Big Brother" oder "Deal or No Deal" auf den Markt.

Vor gut einer Woche war Endemol-Chef Joaquim Agut zurückgetreten. Am Markt war dies als Zeichen ausgelegt worden, dass der Rückzug von Telefonica unmittelbar bevorsteht. Als mögliche Interessenten waren der US-Medienkonzern Time Warner und die japanische Sony Entertainment genannt worden.

Ein "wunderbares Unternehmen"

Ein Sprecher von De Mol's Fernsehstation Talpa und dessen gleichnamiger Investment-Gesellschaft sagte zu den Berichten, er wolle nicht kommentieren, ob Talpa an irgendwelchen Gesprächen beteiligt sei. Endemol sei aber ein "wunderbares Unternehmen", fügte er hinzu.

Eine Sprecherin von Mediaset erklärte, jüngsten Äußerungen von Finanzchef Marco Giordani sei nichts hinzuzufügen. Giordani hatte im Mai gesagt, Mediaset habe Interesse am Kauf von Inhalten, könne einen Endemol-Kauf aber nicht allein stemmen. Mediaset hatte nicht ausgeschlossen, sich in einer Gruppe gemeinsam mit Anlegern, Investmentbanken sowie anderen Medienfirmen um einen Kauf von Endemol zu bemühen.

Die niederländische Zeitung berichtete zudem, Telefonica sei auch mit dem spanischen Medienunternehmen Vocento und einem Finanzinvestor in Gesprächen. Ferner habe noch eine Gruppe wohlhabender Geschäftsmänner aus dem Nahen Osten ihr Interesse bekundet. (APA/Reuters)