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Domenech unter Druck.

Foto: APA/AP/Ena
Leipzig - Frankreich steht in der Gruppenphase der Fußball-WM schon früh am Scheideweg. Selten zuvor hat der Schlachtruf "Allez les Bleus" eine derart auffordernde Bedeutung wie vor der bereits zum "Schicksalsspiel" erhobenen zweiten Partie gegen Südkorea am Sonntag (21 Uhr) im Leipziger Zentralstadion. "Wir müssen rennen und kämpfen bis zum Umfallen", forderte Arsenal-Stürmerstar Thierry Henry bedingungslosen Einsatz, von dem bei der Nullnummer im Auftaktspiel gegen die Schweiz nichts zu sehen war.

Bei allem Zugzwang bemüht sich Trainer Raymond Domenech, die Contenance zu wahren. "Selbst bei einem Unentschieden ist noch nichts verloren, wenn wir anschließend Togo schlagen", meinte der 54-Jährige. Verbandspräsident Jean-Pierre Escalottes setzte die schwächelnde "Equipe Tricolore" allerdings unter Erfolgsdruck, indem er "zwei Siege" forderte. Eine Niederlage würde das zweite WM-Trauma des Weltmeisters von 1998 nach 2002 mit dem torlosen WM-K.o. praktisch perfekt machen.

Um den schlimmsten Fall nicht eintreten zu lassen, will Domenech nach dem übervorsichtigen Auftritt gegen die Schweiz jetzt "die Hunde von der Leine lassen". Der Coach verlangt von seinem gegen die Eidgenossen in Lethargie erstarrten Ensemble "mehr Kreativität, Fantasie, Bewegung, spielerische Freiheiten und mehr Mut zum Risiko". Domenech baut weiter auf die "Solidität" seines Teams, hat aber gehörigen Respekt vor dem WM-Vierten von 2002.

"Das wird nicht leichter als gegen die Schweiz. Die Südkoreaner können gleichermaßen angreifen und verteidigen und sind sehr gut organisiert", meinte Domenech. Wie er den gegen Togo siegreichen Asiaten taktisch beikommen will, verriet er nicht. "Alles ist möglich. Es kommt aber nicht auf Systeme an, sondern auf die Spieler. Große Mannschaften haben große Spieler, die wissen, was auf dem Feld zu tun ist", sagte Domenech, der sich auch von Zinedine Zidane beraten ließ.

Der Kapitän plädierte für zwei Stürmer und favorisiert dabei seinen Freund David Trezeguet als zweite Spitze neben Henry. Nachdem sich Florent Malouda gesund zurückgemeldet hat, hat Domenech die Qual der Wahl, ob er Senkrechtstarter Franck Ribery im linken Mittelfeld bringt oder ihm wieder die Rolle des Edeljokers verpasst. Der gegen die Schweiz enttäuschende Sylvain Wiltord wird wohl weichen müssen.

Asiens erfolgreichstes WM-Team hat keine Angst vor den Franzosen. "Wir sind es gewohnt, gegen berühmte Verteidiger mit großem Ruf zu spielen - das wird gegen Frankreich auch nicht anders", erklärte Lee Chun-Soo, Torschütze zum 1:1 gegen Togo. "Jetzt wird es Zeit, dass wir sie schlagen", übte sich auch Südkoreas niederländischer Teamchef Dick Advocaat in Optimismus. Beim Confederations Cup 2001 gab es ein 0:5, im Mai 2002 unterlag Südkorea den Franzosen in einem Test-Länderspiel 2:3. "Es wird schwer für uns, aber unser Gegner steht nach dem 0:0 gegen die Schweiz unter Druck", weiß Advocaat.(APA/Reuters/dpa)

  • FRANKREICH - SÜDKOREA (Leipziger Stadion, 21 Uhr, Schiedsrichter noch nicht nominiert):

    Frankreich: 16 Barthez - 19 Sagnol, 15 Thuram, 5 Gallas, 3 Abidal - 4 Vieira, 6 Makelele, 7 Malouda - 10 Zidane - 14 Saha, 12 Henry

    Südkorea: 1 Lee Woon-Jae - 22 Song Chong-Gug, 4 Choi Jin-Cheul, 6 Kim Jin-Kyu, 12 Lee Young-Pyo - 7 Park Ji-Sung, 17 Lee Ho, 13 Lee Eul-Yong - 14 Lee Chun-Soo, 9 Ahn Jung-Hwan, 11 Seol Ki-Hyeon