Militärkommission
Zhao Yan drohen bei einer Verurteilung mindestens zehn Jahre Haft. Die Anklage steht im Zusammenhang mit einem Artikel in der "New York Times" vom September 2004 über den Rückzug des früheren Staats- und Parteichefs Jiang Zemin aus der mächtigen Militärkommission, der zwei Wochen später erfolgte. Die Anklage wirft dem kurze Zeit später festgenommenen Zhao Yan zwar nicht vor, diese Information besorgt zu haben. Sie bezieht sich aber auf handschriftliche Notizen vom Juli 2004 über Rivalitäten zwischen Jiang Zemin und seinem Nachfolger Hu Jintao bei der möglichen Beförderung von zwei Generälen. Diese angeblichen Staatsgeheimnisse standen ebenfalls in dem Artikel über Jiang Zemin vom September.
Sicherheitsgesetze
Kritiker werfen den chinesischen Behörden vor, praktisch alle staatlich kontrollierten Informationen als Staatsgeheimnisse klassifizieren zu können, selbst solche, die längst öffentlich bekannt sind. Die Sicherheitsgesetze würden zunehmend zur Eindämmung von Debatten im Internet oder zur Kontrolle von Informationen auch in chinesischen Medien eingesetzt. Erst im März war die Anklage gegen Zhao Yan zurückgezogen worden, was Hoffnungen auf eine Freilassung weckte. Doch der Staatsanwalt legte im Mai die Vorwürfe fast gleich lautend wieder vor. Da die Gerichte in China ohnehin meist der Anklage folgen, erwarteten Beobachter einen Schuldspruch.