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Foto: REUTERS/CARLOS BARRIA
Wenn Sie reich - aber kein Bankmanager - werden wollen, schauen Sie heimlich ORF. Und wetten Sie gegen jene Bedauernswerten, die WM-Spiele auf RTL verfolgen. Denn zumindest am vergangenen Sonntag war live eindeutig nicht live. Zugegeben, zunächst hatte ich beginnende Altersdemenz meines Vaters befürchtet. Was soll man sonst denken, wenn man fernmündlich ein Spiel geschildert bekommt, das absolut nichts mit dem Gekicke auf dem eigenen Schirm zu tun hat. Tatsächlich sahen wir beide dieselben Fernsehbilder - ich jedoch satte 13 Sekunden später

Während Vater - ORF schauend - eine knapp vergebene Möglichkeit für Portugal beklagte, eroberten sich bei mir auf RTL ihre angolanischen Gegner gerade den Ball. Wenn bei RTL der Portugiese Cristiano Ronaldo dann seine Chance vernebelte, faselte Vater etwas von einem bösen Foul auf ORF. Tatsächlich sahen wir beide dieselben Fernsehbilder - ich jedoch satte 13 Sekunden später, wie Zappen zwischen den beiden Sendern verriet. Der Grund, laut UPC-Telekabel: Die Bilder für den ORF kommen von Deutschland über einen Satellit nach Wien, während die RTL-Version offenbar mehrmals zwischen Himmel und Erde pendelte.

Nimmt das Signal auch kommenden Sonntag diesen Umweg, sollte man in einem Lokal mit RTL auf der Großbildleinwand sitzen. Denn 13 Sekunden reichen spielend, um sich via Handy von einem ORF-Seher berichten zu lassen, ob der Freistoß ins Tor geht, gleich ein Ausschluss bevorsteht oder der Ball demnächst ins Aus geht - und um dann den Umsitzenden eine kleine Wette anzubieten. (moe/DER STANDARD, Printausgabe, 16.6.2006)